Im Schweinsgalopp durch Moskau

So, da sind wir nun in Russland. Unsere Reise startet in Moskau, wo wir in zwei Tagen ein straffes Sightseeing-Programm absolviert haben. Die Zeit hat auf jeden Fall für erste Eindrücke von der Stadt, den Moskauern und der russischen Kultur gereicht, aber alles der Reihe nach:

Nach einer Tagesreise  von Fahr am Main zum Düsseldorfer Flughafen, sind wir am Donnerstag um 2 Uhr nachts schließlich in der russischen Hauptstadt gelandet und wurden netterweise von unserem Gastgeber - Rudis Cousin Viktor - in seinem roten Rennschlitten abgeholt und ins Bett gebracht.

Viktor wohnt in einem Moskauer Vorort mit Betonblocks bis zum Horizont, in einer ca. 40qm Ein-Zimmer-Wohnung. Wohnungen in Moskau sind teuer, erklärt er uns. Eine vergleichbare Bleibe in der Innenstadt würde umgerechnet um die € 2000,- im Monat kosten. Bemerkenswert ist aber, dass selbst in dieser Gegend, die für unsere Augen eher bescheiden wirkt, so gut wie nur noble Autos rumstehen und -fahren. Die neusten Modelle von Mercedes, BMW, Porsche und Co. reihen sich im Hof Tür an Tür.

Nach einer Schonfrist bis um 11 Uhr morgens, wird losgaloppiert. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier und wollen Eindrücke sammeln. Also rennen wir los zur Metro. In Moskau wird nicht geschlendert, und das obwohl die Metro tagsüber alle zwei Minuten kommt und man somit nie Angst haben muss seine Bahn zu verpassen. Die Metrofahrt in die Innenstadt ist angenehm und dauert ca. eine halbe Stunde. Neben einer Affengeschwindigkeit, wird einem hier auch kostenloses WIFI geboten - das facebooksüchtige Monikaherz schlägt höher.

Kreml, roter Platz, zahlreiche andere alte Gebäude, Parks, Straßen und Fontänen werden in Form von kurzen Fotopausen besichtigt. Als ich mir in einem Café einen Kaffee zum Mitnehmen kaufe,  staune ich, wie hoch die Preise hier sind! Für den Cappuccino berappe ich umgerechnet 5 Euro. Das ist mehr als jeder noch so ausgefallene Spezial-Macchiato bei uns im Starbucks kosten würde.

Zur Entschleunigung gehen wir in ein Kunstmuseum mit Werken bekannter russischer Maler. Viktor kennt sich hier gut aus und kann uns zu den Bildern viele interessante Geschichten erzählen. Rudis Cousin spricht zu meiner Freude gut Englisch. Das ist hier in Russland nicht selbstverständlich. Schon beim Kaffeebestellen musste ich auf Zeichensprache, untermalt mit ein paar Brocken polnisch-russischem Kauderwelsch, zurückgreifen.

Was uns im Museum besonders auffällt: Scheinbar ist es für eine russische Frau nicht üblich, mit Absätzen unter 10 cm Höhe aus dem Haus zu gehen. Flache Schuhe oder gar Sneakers sieht man hier kaum. Ich komme mir in meinem funktionsmäßigen Backpacker-Outfit vor, wie ein Landstreicher.

Überhaupt sind die Moskauer überdurchschnittlich schick und auch teuer gekleidet. Der Hipster-Trend ist hier wohl noch nicht angekommen oder wurde einfach nicht adaptiert.
Stattdessen jagt hier eine Chanel-Tasche  die nächste. Natürlich auf High Heels von Louboutin - was sonst! ;-)

Am Abend sind wir ziemlich platt und machen es uns auf der Couch bequem. Viktor mixt uns einen Drink bestehend aus Gin, Blue Curacao und Sekt. (Entgegen aller Vorurteile wird hier nicht nur Wodka getrunken.) Schmeckt besser als erwartet und macht ordentlich knülle.

Der Freitag beginnt wieder mit einem Dauerlauf zur Metro, gefolgt von einem Sprint quer durch die Stadt zum Kreml, wo wir die im 19. Jahrhundert erbaute Rüstkammer mit über 4000 wertvollen Gegenständen - darunter Waffen, Rüstungen, Schmuck, Kronen und Thronsessel von Katharina der Großen, Peter dem Ersten und anderen russischen Zaren - besichtigen. Neben all diesen Relikten sind in dem Museum auch der, mit 36kg, weltweit größte Goldklumpen sowie ein 6kg schwerer Haufen mit Rohdiamanten, zu finden. Russische Bescheidenheit.

Nach einem Spaziergang durch den weitläufigen Gorky-Park, machen wir uns auf den Heimweg, nur um eine Stunde später zum nächsten Tagesordnungspunkt aufzubrechen.

In Moskau findet gerade das „Lichtfestival“ statt. Dabei werden auf unterschiedliche historische Gebäude rund um die Stadt, wie Theater und Burgen, Lichtshows in 2- und 3D Grafik projiziert. Außerdem gibt es zur Eröffnungsfeier ein riesiges Feuerwerk.

Einer von Viktors Freunden wohnt in einem der höchsten Wohnblocks im Zentrum des Spektakels. Er führt uns über einen kleinen versteckten Gang durch eine Dachluke direkt auf das Dach des Gebäudes, von dem aus wir eine spektakuläre Aussicht haben. Wir sind nicht die einzigen auf dieser (illegalen) Rooftop-Party. Der Samagon (selbstgebrauter Schnaps) wird reihum gereicht – als Rudi aber beim ersten Schluck schon sein Gesicht verzieht, lehne ich jedoch dankend ab. Das Feuerwerk beginnt und findet wortwörtlich direkt vor unserer Nase statt. Wir sind begeistert! J

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Sarah (Freitag, 17 Oktober 2014 21:53)

    Liebe Moni, lieber Rudi, folgende Worte habe ich aus euren Einträgen in meinem Kopf behalten: Schweinsgalopp-Landstreicher-Schnaps-Kauderwelsch-Goldklumpen :-D

  • #2

    Sarah (Freitag, 17 Oktober 2014 21:54)

    Noch vergessen: klitzibisschen-Monikabrust!

  • #3

    EATU (Montag, 20 Oktober 2014 15:33)

    Wow, hört sich super interessant an. Rasante Geschwindigkeit sag ich da nur. Ach übrigens schön geschrieben, das haste drauf Moni. Freu mich schon auf den nächsten Eintrag.

  • #4

    Thomas (Dienstag, 21 Oktober 2014 20:57)

    "Die neusten Modelle von Mercedes, BMW, Porsche und Co. reihen sich im Hof Tür an Tür." Das wundert mich gar nicht :D. Bis zu der Preisklasse kannst du dir alles zusammen klauen :D viel Spaß euch beiden weiterhin. Schöner Schreibstil moni!

  • #5

    Jan (Montag, 27 Oktober 2014 11:33)

    Prima! Tolles erstes Erlebnis. Moni bedenke bitte, dass der Rubel bereits stark gefallen ist, somit ist dein 5€-Cappucino ein rictiger Schnapper :-D