Sankt Petersburg in 48 Stunden

Eigentlich hatten wir die zweitgrößte Stadt Russlands nicht auf dem Plan, aber da Rudis Omi uns den Ausflug dorthin unbedingt schenken möchte, machen wir uns am Samstag um 6 Uhr morgens auf den Weg mit dem Expresszug Richtung Norden.


Mit knapp 5 Millionen Einwohnern ist Sankt Petersburg nicht nur die viertgrößte Stadt Europas, sondern auch die nördlichste Millionenstadt der Welt. Die historische Innenstadt mit über 2000 Palästen, Schlössern und anderen Prunkbauten gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.


Aufgrund des straffen Programms in Moskau und nur drei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor, hatten Rudi und ich allerdings nicht allzu viel geplant, außer uns kurz den Namen und die Adresse eines Hostels rauszuschreiben. Das Glück der Dummen steht jedoch auf unserer Seite, denn nachdem wir den Eingang zu unserer Unterkunft erst einmal in einem versteckten, etwas schäbigen, Hinterhof finden, stellt sie sich als wahres Backpacker-Paradies mit freiem Tee, Kaffee und WIFI heraus. Der Hostelinhaber, Dimitri, spricht nicht nur sehr gut Englisch, sondern ist auch super nett und hilfsbereit und zeichnet uns auf dem Stadtplan eine schöne Route für unsere zwei Tage in Sankt Petersburg ein.


Dass in Russlands Dienstleistungsgewerbe Nettigkeit nicht selbstverständlich ist, hatten wir leider schon einige Male in Supermärkten, an Garderoben und Museumskassen zu spüren bekommen. Meistens muss man dankbar sein, wenn man einfach das bekommt, was man will. Ein „Guten Tag“ oder „Auf Wiedersehen“ gibt’s nur in Ausnahmefällen.


Den Vogel schießt am Sonntag allerdings eine Ticketverkäuferin in der St. Petersburger Ermitage (eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt mit Werken von Rembrandt, Leonardo da Vinci und Picasso) ab. Nachdem wir knapp eine Stunde an der Kasse angestanden waren, verkauft sie uns zwei Tickets, die sich an der automatischen Schranke aber leider als bereits gebraucht herausstellen, sodass wir nicht reingelassen werden. Nach einem genaueren Blick auf die Tickets, stellen wir tatsächlich fest, dass sie schon vier Stunden früher ausgestellt wurden.


Als wir uns beschweren, beschuldigt uns die „charmante“ Schrankenwärterin, ohne uns zuzuhören, wir hätten die Tickets von jemandem auf der Straße abgekauft. Uns kommt das vor, wie eine Masche, die dort nicht das erste Mal abgezogen wurde, aber bei wem sollen wir uns denn schon beschweren, wenn die womöglich alle unter einer Decke stecken?


Wir haken das Ganze als unsere erste Touristen-Abzocke ab und stampfen beleidigt von dannen.
Unser Kunst- und Kulturinteresse ist dann doch nicht groß genug, um sich noch einmal stundenlang an der Museums-Kasse anzustellen, und so beschließen wir, den Rest des Tages in diversen Bars und Cafés St. Petersburgs zu verbringen.


Wenn ich an diesem Tag eines gelernt habe, dann dass 12 Stunden wahnsinnig lang sein können, wenn man sie in einer fremden Stadt totschlagen muss, weil der Nachtzug erst um 1 Uhr nachts kommt und du aber schon um 12 Uhr aus dem Hostel auschecken musst. Nach 2,5 Stunden im Café kannst du wirklich weder mehr Kaffee trinken, noch sitzen, noch ignorieren, dass dich der Barista immer länger komisch anschaut.

Also laufen wir wieder durch die Stadt, die übrigens wirklich sehr schön ist. Sankt Petersburg ist mit ihren vielen Brücken über die Nowa, den Schlössern und Burgen, vergleichbar mit Budapest oder Prag. Besonders am Abend gewinnt die Stadt noch weiter an Flair. Alle paar hundert Meter spielt ein anderer Straßenmusikant, die Bars haben geöffnet und die Gebäude sind wunderschön beleuchtet.
Trotz meiner Blasen an beiden Füßen, freue ich mich über unseren Abendspaziergang.


Wir verbringen noch eine weitere Stunde am Bahnhof, durch den ganztägig Melodien aus der Sovjet-Zeit schallen, was eine unbeschreibliche Stimmung erzeugt.

Unser Zug zurück nach Moskau kommt pünktlich, und obwohl wir unser Viererabteil mit zwei schnarchenden Russen teilen müssen, schlafe ich sofort ein. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Felix Lammers (Samstag, 16 Juni 2018 13:00)

    Danke für die vielen Tipps!
    Viele Grüße vom Hotel St. Ulrich Gröden
    https://www.laperlahotel.info/