In Russia, you drink a Vodka for breakfast and go for a walk with your bear

Nach den hektischen Tagen in Moskau und Sankt Petersburg, genießen wir die Ruhe in Uljanowsk.
Wir nutzen den Mittwoch, um endlich mal Wäsche zu machen und mit Rudis Oma Karten zu spielen.
Durak (heißt soviel wie „Dummkopf“) ist ein russisches Kartenspiel, das hier wirklich jeder kennt. In weiser Voraussicht hat Rudi mir das Spiel schon vor ein paar Jahren beigebracht, sodass ich nun mit meinem Können punkten kann.


Dazwischen gibt’s Essen, Essen und wieder Essen. Ohje, wenn das so weitergeht, werde ich Ende der Woche nicht mehr in meine Jeans passen. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich mir spätestens in China wohl meine erste ordentliche, ganz figurfreundliche Magen-Darm-Erkrankung einfangen werde.


Am nächsten Tag nehmen uns Onkel Sergej und seine Frau Irina auf einen Ausflug mit nach Kazan, einer Stadt ca. 250km nördlich von Uljanowks und einer der Austragungsorte der Fußball-WM 2018.
Die Stadt gilt als eine Perle der Architektur, die Orient und christliches Abendland in sich vereint. Der Kasaner Kreml gilt als einer der schönsten seiner Art und ist aus diesem Grund in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Da wir schonmal hier sind, schauen wir uns das Ganze natürlich mal an, freuen uns aber alle schon insgeheim auf das Abendprogramm, das uns in Aussicht gestellt wurde.


Nach einem Mittagessen und einem kurzen Besuch im Ikea (Irina möchte eigentlich eine Kommode kaufen, aber laut Sergej kann sie sich nie entscheiden – wir kaufen auch diesmal nichts) geht’s am Abend in den Aqua Park, ein Erlebnisbad mit Sauna, Rutschen und Whirlpools.


Rudi und ich freuen uns wie kleine Kinder über das Rutschenparadies und rutschen gefühlte 20 Mal hintereinander die zwei höchsten, schnellsten Bahnen immer wieder bis wir überall blaue Flecken haben.


Auch im Schwimmbad wird in Russland auf Alkohol nur ungern verzichtet. So gibt es an einem der Pools eine Poolbar direkt auf Kopfhöhe, wo man im Wasser und dabei gleichzeitig am Tresen stehen kann. Neben Bier, Wein und Cocktails, gibt es hier auch Mojito aus der Dose. Außerdem scheint es erlaubt zu sein, sein Getränk mit in die Sauna zu nehmen. Jedenfalls machen das einfach alle.


Eine weitere Besonderheit, die uns auffällt, ist dass es in Russland wirklich ÜBERALL Sushi-Läden gibt. Als wir mal in der Stadt extra darauf achten, entdecken wir auf einem Weg von ca. 15 Minuten ungelogen fünf Sushi-Restaurants. Theoretisch könnte man also alle drei Minuten woanders eine Sushirolle essen. Auch hier im Thermalbad gibt es einen Stand. Dabei sind die Russen ziemlich kreativ was die Kombinationen angeht. Neben „klassischem“ Sushi mit Lachs oder Thunfisch, gibt es welches mit warmer (!!!) Mayonnaise, Ei, Bacon und (selbstverständlich) auch Kaviar.


Am Wochenende haben Rudis Cousin und Cousine frei und haben uns zu sich eingeladen. Den Freitagnachmittag verbringen wir bei Maxim und seiner Frau Tanja mit deren vierjährigen Tochter Margarita. Margo lernt im Kindergarten schon Englisch und ist begeisterter Fan des „Five little Monkey Songs“, den sie uns gleich beim Kennenlernen lauthals singend vorträgt.


Nachdem wir alle Puppen und Kuscheltiere namentlich kennengelernt und ihnen die korrekte Farbe auf Englisch zugeordnet haben, wird Margo zu ihrer Oma gebracht und wir gehen mit ihren Eltern zum Bowlen. Beim Eintreten in das Gebäude müssen wir durch einen Metalldetektor. Die gibt es hier überall: an Bahnhöfen, am Eingang zum Museum, zum Kaufhaus und auch zum Schwimmbad. Zumindest können wir uns so sicher sein, dass alle ihre Handgranaten zu Hause gelassen haben.
Außerdem gibt es auch im Bowlingcenter wieder Sushi.


Wir sind am nächsten Tag bei Rudis Cousine Anja eingeladen. Ihr Mann Igor hat ein Straßenbau-Unternehmen, was derzeit in Russland eine boomende Industrie ist.

Die beiden wohnen am Wochenende mit ihren beiden Töchtern (9 und 2 Jahre) in einem großen Haus auf dem Land. Auf dem Grundstück befinden sich neben einer Outdoor-Küche auch ein kleines Sauna-Häuschen und ein Pool.


Es ist ziemlich kalt an dem Tag. Gestern gab es schon den ersten Schnee in Moskau und so erwarten auch alle hier nun den Wintereinbruch. Anja leiht mir ihren Skianzug, damit ich beim Grillen draußen nicht erfriere. Igor hat Wachteln mitgebracht, die draußen am Steingrill gebrutzelt werden und nur als „Zakuska“ dienen sollen, also als kleiner Happen nachdem man ein Stamperl mit Wodka getrunken hat.


Igor erklärt uns mit ganz ernster Miene die russischen Traditionen: „In Russland“, so sagt er „trinkt man zum Frühstück nur einen Wodka und dann nimmt man seine Balalaika und geht mit dem Bären im Wald spazieren.“


Nach dem Abendessen gemeinsam mit der ganzen Familie, geht es für uns in die Sauna. Nach einem Saunagang springt man in den eiskalten Pool und dann gibt es – ganz klar – einen Wodka.


Mittlerweile hat sich rund um den Pool, dort wo Wasser über den Rand geschwappt ist, eine Eisschicht gebildet. Es wird gemunkelt, dass zwei Cousins an diesem Abend dort ausgerutscht sind und sich beide jeweils den linken Ellbogen aufgeschlagen haben.

Außerdem soll wohl auch jemand in der Sauna übernachtet haben. Leider sind alle Bilder dieses Abends der Zensur zum Opfer gefallen und so werden wir wohl nie genau erfahren, was in der Nacht des ersten Schnees tatsächlich geschehen ist.


Am nächsten Tag gibt es von Igor erst einmal für jeden einen Konter-Whiskey aus dem Schnapsglas. Ich lasse dazu eine Runde Aspirin aus der Reiseapotheke springen. Igor will die Männer gleich mit auf Wildschweinjagd nehmen, denn für den Abend ist ein Schaschlik-Essen geplant und er will nicht eher nach Hause kommen, bis er das Fleisch dafür selbst erlegt hat.


Ich sehe an Rudis Miene, wie sehr ihn der Gedanke daran, verkatert den ganzen Tag bei Minusgraden im Wald herumzustapfen, erfreut. Doch für Igor gibt es keine Entschuldigung. Er habe auch Kopfschmerzen, meint er, auch wenn uns das erstaunen würde. Doch das wäre noch lange kein Grund daheim zu bleiben. Selten war ich so froh, eine Frau zu sein. Ich darf den Tag mit den Mädels daheim im Warmen bleiben, auf der Couch chillen und mit den Kindern spielen.


Rudi kommt nach sieben langen Stunden halb erfroren zurück. „Leider“ hatten die Männer diesmal kein Jagdglück (Rudi meint, er habe extra in die Luft geschossen, um die Schweinas zu verscheuchen – aber erzählt das bloß nicht Igor…).
Trotzdem gibt es auch zum Abschluss unserer Woche in Uljanowsk noch einmal Schaschlik vom Grill.


Die letzte Nacht verbringen wir noch einmal bei der Oma, die uns am nächsten Nachmittag zusammen mit Sergej schweren Herzens zum Bahnhof bringt, von wo aus wir weiter nach Ekaterinburg fahren. Es war eine wirklich schöne Zeit bei der Familie und uns allen fällt der Abschied nicht leicht. Wir winken Oma und Sergej noch, bis unser Zug hinter der nächsten Kurve verschwindet.

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Kommentare: 2
  • #1

    EATU (Donnerstag, 30 Oktober 2014 18:58)

    Ach Moni, die Russen und ihre Saunagänge. Hab das letztens nach ner durchzechten Nacht ebenfalls gemerkt. Nach dem Katerfrühstück am nächsten Morgen ging's ab in die Sauna - Natürlich mit tröstlicher Verstärkung des "Wässerchens" - hart im nehmen eben :-)

    Viel Spaß beim weiterreisen!!!

  • #2

    Antonov's (Freitag, 31 Oktober 2014 08:36)

    We will be glad to see you again and our russian bear too. I I follow I follow you ....