Drei Tage in Shanghai

In Shanghai kommen Rudi und ich nach einer knapp sechsstündigen Zugfahrt aus dem ca. 1000 km entfernten Peking um 11 Uhr abends an.


Irgendwie meint es die Stadt von Anfang an nicht gut mit uns. Da die Metros hier nur bis 23 Uhr fahren, sind wir mal wieder auf ein Taxi angewiesen. Die Prozedur, die wir schon am Pekinger Flughafen erlebt haben, wiederholt sich auch hier. Wir haben es eigentlich eilig, da die Rezeption unseres Hostels laut Internet nur bis 1 Uhr besetzt ist, aber gegen die Anstehmaschinerie sind wir machtlos. Nach einer Stunde anstehen sind wir dann endlich an der Reihe und hoffen, nun schnell in die Stadt zu kommen. Doch falsch gedacht – die Straßen sind hier auch nach Mitternacht vollgestopft mit Verkehr und wir kommen nur schleppend voran.


Am Hostel kommen wir gegen halb 2 Uhr nachts an und stellen erfreut fest, dass noch jemand an der Rezeption ist – nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass unser Zimmer soeben anderweitig vergeben wurde, da wir eine Stunde zu spät dran sind. Entschuldigung? Wer hätte auch gedacht, dass einem mitten in der Nacht noch jemand das reservierte Zimmer wegschnappt? Ich bin ein bisschen angepisst.


Wir dürfen die Nacht trotzdem im Hostel bleiben und in der hauseigenen Cafeteria schlafen. Der Hostelwirt legt uns in einer Ecke des Raums ein paar Sofakissen auf den Boden und bringt uns Decken. So verbringen wir unsere erste Nacht in Shanghai auf dem Boden.


Am nächsten Morgen dürfen wir unseren fensterlosen Bunker beziehen. Draußen regnet es und wir müssen dringend mal Wäsche machen. Kein Problem – neben zwei Waschmaschinen für Hostelgäste gibt es in unserer Unterkunft auch einen Trockner. Super Service, denken wir uns noch, bis ich die Wäsche eine Stunde später pitschepatschenass aus der Maschine hole. Mit Schleudern ist hier nicht viel los. Ich wringe die Sachen so gut wie möglich am Waschbecken aus und schmeiße sie in den Trockner.


Ich weiß nicht, ob jemand schon einmal versucht hat, tropfnasse Sachen zu trocknen – ich sage dazu nur so viel: Wir haben den gesamten Tag damit verbracht, unsere Wäsche zu machen und insgesamt 4 Trocknergänge à 1,5 Stunden gebraucht.


Somit war unser erster Tag in Shanghai also in etwa genauso gut wie die erste Nacht dort. Am zweiten Tag regnet es immerhin nicht mehr. Dafür erfahren wir, was Smog wirklich bedeutet. Wir hatten in Peking wohl wirklich Glück mit dem Wetter, denn hier liegt ein dicker grauer Schleier in der Luft und man kann die Abgase riechen. Wir machen uns auf, um die Shanghaier Innenstadt zu erkunden. Die Stadt ist noch ein Stückchen moderner als Peking. Es gibt viele neu gebaute Hochhäuser, breite, elegante Einkaufsstraßen und viele teure Läden mit westlichen Marken.

Die Innenstadt wird durch eine braune Brühe, die sich „Fluss“ schimpft von Pudong, dem Finanzbezirk Shanghais abgetrennt. Tagsüber ist das Ganze eher unspektakulär, doch sobald es dunkel ist, hat man vom Ufer aus den Blick auf eine wirklich atemberaubende Skyline.
So nutzen wir die zwei Abende, die uns in der Stadt geblieben sind zum Spazierengehen und Fotos schießen.


Eigentlich hatten wir geplant,  noch zwei weitere Tage in Shanghai zu bleiben, jedoch sehnen wir uns nach der Großstadthektik nun auch nach etwas mehr Natur und  fahren am Dienstagnachmittag  mit unserem bevorzugten Transportmittel Nachtzug weiter ins 1.500 km südlich gelegene Guilin.

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