Hongkong - 1200 Wolkenkratzer auf 260 Inseln

Hongkong ist die Stadt der Superlative: sie ist noch vor New York die Metropole mit den meisten Hochhäusern, hat nach Monaco die zweithöchste Bevölkerungsdichte und ist laut Forbes-Liste der „World's Most Expensive Cities To Live“ eine der Städte mit den höchsten Lebenshaltungskosten der Welt.

 

All diese Merkmale bekommt man zu spüren, sobald man in Hongkong gelandet ist. Durch den Platzmangel ist hier alles mindestens mehrstöckig – sogar die Straßenbahnen und Busse. Wir ergattern einen Premiumsitzplatz ganz vorne oben im Bus, der uns in die Stadt zu unserem Hostel bringen soll und genießen von dort einen guten Blick auf die Stadt, die an unserem Fenster vorüberzieht – Wolkenkratzer an Wolkenkratzer. Wir fahren durch enge Gassen und über die Brücke von der Insel Lantau, auf welcher sich der Flughafen befindet, auf die Hauptinsel Honkong Island. Auch die Autobahnkreuze sind hier teilweise mehrlagig. In bis zu vier Schichten fahren die Autos in verschiedene Richtungen.

 

Rudi und ich waren bisher echte Luxus-Backpacker und leisteten uns bis dato eigentlich immer ein Doppelzimmer für uns alleine – der Preis pro Person und Nacht überschritt dabei selten den einstelligen Bereich.
In Hongkong ist der Spaß allerdings vorbei. Die meisten Hostels hier haben nur Schlafsäle. In unserem Zimmer stehen auf ca. 15qm je drei dreistöckige Stockbetten - macht also sieben weitere potenzielle Mitbewohner für Rudi und mich. Und tatsächlich ist der Raum gut belegt. Für diesen Schlafplatz zahlen wir pro Person umgerechnet etwas über 20 € - vier Mal so viel wie in unserer vorherigen Herberge in Guilin, wo das Zimmer, das wir für uns beide hatten, etwa genauso groß war.

 

Trotzdem sind wir sofort von der Stadt begeistert. Hongkong ist weit westlicher als die Städte im „echten“ China. Weiße Touristen sind hier keine Seltenheit mehr. Auf den nur ca. 1000 km² bietet die Stadt wohl alles was man sich vorstellen kann: Millionen Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants mit den Küchen aller erdenklichen Länder, tausende Kinos und Museen, Bars, Märkte, Theater. Solange man das richtige Budget dafür besitzt, kann einem in der Stadt unmöglich jemals langweilig werden.

 

Außerdem gibt es, trotz Platzmangel, erstaunlich viele Parks und zahlreiche Naturreservate mit Möglichkeiten zum Wandern abseits vom hektischen Verkehr der Innenstadt. Ganz in der Nähe unseres Hostels befindet sich einer der größten Parks Hongkongs, wo es neben einigen Spielplätzen und Sportgeräten auch einen extra als Joggingpfad ausgewiesenen Rundweg, Tennisplätze sowie Fußballfelder gibt. Ganz nach chinesischer "Mir-doch-egal-Mentalität" laufen auf dem Pfad allerdings neben Joggern auch Spaziergänger und Menschen am Krückstock ihre Runden. 

 

Wir erkunden an den ersten beiden Tagen unseres Aufenthalts die nähere Umgebung sowie Kowloon, den Teil Hongkongs auf dem chinesischen Festland, von wo aus man einen gigantischen Ausblick auf die beeindruckende Skyline der Stadt hat – die beste, die wir bisher gesehen haben.

 

Am zweiten Abend lerne ich auf der Dachterrasse unseres Hostels einen gebürtigen Hongkonger kennen, der mir den Tipp gibt, einen Ausflug auf eine der über 200 Inseln Hongkongs zu machen.

 

Also fahren Rudi und ich am Sonntag mit der Fähre auf die ca. 20 Minuten entfernte Insel „Lamma“. Auf dieser gibt es keine Hochhäuser und auch der Autoverkehr ist hier verboten – eine echte Entspannung vom Gewimmel in der Innenstadt. Ein langer Wanderweg führt quer durch den Dschungel, über Berge an wunderschönen Stränden vorbei. Obwohl recht viele Menschen mit von der Fähre gestiegen sind, finden wir, etwas abseits des gepflasterten Wanderwegs, sogar einen einsamen Strand, den wir komplett für uns alleine haben. Wir haben an dem Tag Sonnenschein und um die 26° Celsius und das Wasser des Pazifiks hat genau die richtige Temperatur zum Schwimmen. So kommen wir zu unserem ersten Strandtag auf unserer Reise ausgerechnet in einer der größten Metropolen Asiens. Genau so hatte ich mir das mit der Weltreise vorgestellt. J

 

Auch Gabby und Tom sind mal wieder in der Nähe. Die beiden besuchen gerade ein paar Freunde in Macao, einer weiteren Sonderverwaltungszone Chinas.
Macao liegt eine Stunde Fährfahrt von Hongkong entfernt und wir haben uns dort mit ihnen verabredet. Unsere australischen Freunde holen uns direkt von der Fähre ab, um uns gleich eine kleine Stadtführung zu geben. Macao ist vor allem für die vielen Casinos und Luxushotels bekannt. Mittlerweile wird dort durch Glücksspiel jährlich mehr Geld umgesetzt als in Las Vegas.

 

Die Stadt, und vor allem die Hotels dort, sind das Pompöseste was ich bisher gesehen habe. Alles ist irgendwo vergoldet, überall gibt es Springbrunnen, mit Stuck und Malereien verzierte Decken und dicke rote Samtteppiche. In einer der Hotelanlagen findet man sogar eine sehr realistische Nachstellung der Stadt Venedig, mit einem über 4km langen Kanal, auf dem sich Touristen tagsüber von Gondolieren durch das Hotel schippern lassen können. In einem anderen Hotel wird gerade ein ca. 3 Meter hohes Pfefferkuchenhaus aus echtem Lebkuchen gebaut.

 

Überhaupt ist die ganze Stadt schon sehr weihnachtlich dekoriert. Auf mich, die zur Adventszeit noch nie in einem warmen Land war, wirken die ganze Deko, die geschmückten Tannenbäume und die vielen „Happy Christmas“ Schriftzüge Seite an Seite mit Meer und Palmen, irgendwie total fehl am Platz.

 

Neben vielen, vielen Wolkenkratzern, Hotels und Shoppingmalls, gibt es in Macao allerdings auch eine Altstadt, in der noch deutlich die ehemaligen portugiesischen Einflüsse zu spüren sind. Dort findet man enge Gassen mit Kopfsteinpflaster zwischen kleinen Häuschen und auf dem Hauptplatz stehen die Ruinen einer katholischen Kirche – ein kompletter Gegensatz zu den sonst so modernen Straßen und verglasten Gebäuden.

 

Nach einem Bier auf der Rooftop Bar eines der höchsten Hotels der Stadt, nehmen wir mit Gabby und Tom den Bus nach Taipa, um deren Freunde zum Abendessen abzuholen. Busfahren ist in ganz Macao übrigens gratis.


Die Freunde – ehemalige Arbeitskollegen aus Australien - wohnen und arbeiten mittlerweile seit einem halben Jahr in der Stadt und planen, für ca. 2 Jahre zu bleiben.

Wir gehen zur Abwechslung vom vielen asiatischen Essen mal zum Portugiesen, genießen richtig gute Muscheln und Fisch und tauschen Reisegeschichten aus. Für Gabby und Tom ist es der letzte Abend in Macao. Die beiden fliegen am nächsten Tag weiter nach Vietnam.

 

Eigentlich würde ich noch gerne mein Glück beim Pokern in einem der Casinos versuchen, aber da ab Mitternacht die Fähren zurück nach Hongkong nur sehr unregelmäßig fahren und wir deshalb etwas unter Zeitdruck stehen, begnüge ich mich damit, Gabby zuzusehen, wie sie beim Roulette 20 Euro verzockt.

 

Sie und Tom bringen uns noch zum Bus und wir verabreden uns, Weihnachten zusammen in Siam Reap in Kambodscha zu verbringen, wo sich unsere Reiseroute wieder schneidet.

 

In den letzten 1,5 verbliebenen Tagen in Hongkong, versuchen Rudi und ich noch so viel wie möglich von den weiteren Teilen der Stadt zu sehen. Wir machen einen Ausflug auf die Insel Lantau, wo es neben dem Flughafen, auch eine riesige Buddhastatue auf einem Berg gibt. Der Weg dahin würde zu Fuß sicherlich den halben Tag dauern, also entscheiden wir uns für die bequeme Variante und nehmen die Gondel, von der aus wir nebenbei auch eine klasse Aussicht auf die gesamte Insel sowie den Flughafen haben.

Außerdem besteigen wir den Berg „Victoria Peak“, die höchste Erhebung Hongkong Islands und DAS Must-See für jeden Touristen der Stadt.

 

Wir hätten locker noch eine zweite Woche in Hongkong mit Aktivitäten füllen können, doch unser Flug weiter nach Bangkok wartet nicht. Auf jeden Fall ist diese Stadt auch eine zweite Reise wert.

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