Chiang Mai - Never try, never know

Auf Chiang Mai freue ich mich auch noch aus einem anderen Grund.  Fou, ein ehemaliger Kollege und guter Kumpel von mir, ist zur selben Zeit auch in der Stadt. Fou ist zusammen mit seinem Kumpel Stefan seit über einem halben Jahr mit dem Motorrad durch die Weltgeschichte unterwegs. Ihre Abenteuer, die sie unter anderem auch durch Kasachstan, Pakistan und Indien führen, kann man übrigens auch im Internet finden. Unter www.howfarcanwego.de beschreiben die beiden ihre Reise.

 

 

Es ist schön, mal wieder ein bekanntes Gesicht außer dem vom Schmusi zu sehen. Wir genießen die Zeit zusammen und quatschen bis in die Nacht bei einem „Leo“ (thailändisches Bier, das nicht zu sehr nach Bier, und somit auch mir schmeckt).

 

Chiang Mai ist eine wirklich schöne, relaxte Stadt, mit vielen schönen kleinen Bars und Lokalen mit gutem Essen. Kein Wunder, dass so viele Backpacker hier für länger hängenbleiben als ursprünglich geplant. Außerdem kann man von hier aus tolle Trekkingtouren in die nahegelegenen Nationalparks machen. Wir nutzen die Gelegenheit mal wieder raus aus der Stadt zu kommen und buchen eine Zwei-Tages-Tour für Fou und uns beide.

 

Wir werden morgens um neun abgeholt und sammeln auf dem Weg noch ein paar weitere Backpacker auf, die die Tour mit uns machen werden. Insgesamt besteht unsere Gruppe aus 10 Leuten – 4 Franzosen, 2 Argentiniern, einem Deutschen, der seit 1968 in Südafrika lebt, und eben uns dreien.

 

 

Die erste Station ist ein Elefantencamp, wo wir auf dem Rücken der Dickhäuter reiten sollen. Leider wirken die Elis dort nicht wirklich glücklich und ich bin mir nicht allzu sicher, ob die Tiere dort sehr gut behandelt werden. So hat das Ganze einen eher bitteren Beigeschmack und wir können den Ausritt nicht wirklich genießen. Am Ende kaufen wir unserem Elefanten eine riesen Tüte voller Bananen und Zuckerrohr,  und hoffen, ihm so wenigstens eine kleine Freude zu machen.

 

Weiter geht’s mit dem Pick Up Richtung Nationalpark. Als mir von der holprigen Fahrt über kurvige Straßen schon speiübel ist, halten wir endlich an. Auf geht’s zum Trekken durch den Dschungel! Unser thailändischer Guide, der sich selbst „Michael“ nennt, hat blondgefärbte Haare und mehr als nur eine Schraube locker. Seine Lieblingssprüche sind: „Never try, never know“, „Oh my Buddha“ (oder auch nur „OMB“) „Same, same but different“ und „C’est parti mon kiki“. Diese Aussagen trifft er zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten. Außerdem singt er von Herzen gerne laut und falsch. Seine Lieblingslieder sind „My heart will go on“ und „Macarena“.

 

Ich bin mir nicht 100%ig sicher, ob seine selbstgedrehten Zigaretten wirklich nur aus Tabak und Bananenblättern bestehen.  Jedenfalls ist er gut drauf.

 

Wir laufen also los, immer tiefer in den Dschungel hinein. Dieser sieht hier allerdings eher aus wie ein deutscher Mischwald mit ein, zwei, dazwischengeschmuggelten Palmen. Wir treffen auf dem Weg ein paar Wasserbüffel, die am Wegesrand friedlich grasen und trotz ihrer einschüchternden Wirkung gemächlich Platz zum Vorbeigehen machen. Bergauf und bergab geht es durch den Wald, eine Weile am Fluss entlang und vorbei an Wasserfällen. Sobald es zu anstrengend wird, legt Michael eine Pause ein und unterhält uns mit Denkspielen à la „Mache aus diesen zwei Dreiecken vier indem du nur ein Stäbchen umlegst“.

Außerdem erklärt er uns die Flora und Fauna unserer Umgebung und hält immer wieder an um uns etwas zu Essen probieren zu lassen, was er unterwegs gefunden hat. Beispielsweise frische Maracujas vom Strauch, die Blätter eines Baumes die schmecken wie unser heimischer Sauerampfer oder etwa die Larven eines Tausendfüßlers (da verzichten dann doch die meisten). Da ich direkt hinter ihm laufe, bastelt Michael mir eine Krone aus Palmenblättern. Endlich mal jemand, der mein royales Inneres erkennt. ;)

 

 

Wir kommen gegen Spätnachmittags etwas erschöpft auf Michaels Grundstück an, wo auch unsere Bleibe für diese Nacht ist. Unser Nachtlager ist in einer großen Holzhütte, die auf Pfählen steht. Darunter spaziert gemächlich gackernd eine Glucke mit ihren acht Kükenkindern. Auf dem Platz gibt es noch eine Art modernes Plumsklo, eine Regenwasserdusche (eiskalt!), einen großen Tisch mit Bänken zum Sitzen und einen Lagerfeuerplatz. Ein paar Meter weiter baut Michael gerade ein „richtiges“ Haus für sich und seine Familie.

 

Vor dem Essen haben wir noch die Gelegenheit kurz runter zum nahegelegenen Dörfchen zu schlendern. Dieses hat vielleicht 50 Einwohner, die noch sehr einfach in Holzhütten leben. Vor den Häusern stehen große bunt bemalte Tonnen mit Frischwasser. Es ist interessant auch mal diese Seite von Thailand, weitab von der Stadt, kennenzulernen.

 

Am Abend werden wir von Michaels Familie verköstigt. Es gibt Reis mit grünem Curry, Kürbisgemüse und Bambussprossen mit Tofu und Ei. Später sitzen wir noch am Lagerfeuer und Michael spielt uns ein Repertoire seiner Lieblingslieder auf der Gitarre vor, nicht ohne uns ständig zu ermuntern doch bitte mitzusingen.

 

An diesem Abend wird keiner sonderlich alt. Wir sind so müde vom Wandern, dass alle gegen neun schon ins Bett fallen. Trotz allen möglichen Urwaldgeräuschen und dem ein oder anderen Schnarcher in der Gruppe schlafe ich wie ein Stein.

Am nächsten Morgen werde ich davon geweckt, dass  eine Hühnerschar direkt unter meinem Kopf laut gackernd vorbeiläuft. Das ist also das, was man „mit den Hühnern aufstehen“ nennt. Draußen hat jemand schon das Lagerfeuer entfacht und darauf stehen zwei große Kannen mit Tee und heißem Wasser für den Instant-Kaffee. Nach und nach werden auch die anderen wach und wir werden mit Frühstück bestehend aus Toast, Ei und Marmelade, verköstigt um gestärkt unseren zweiten Wandertag beginnen zu können.

 

Wir marschieren also los, nur um im Dorf gleich wieder anzuhalten, weil Michael etwas entdeckt hat: ein junger Gibbonaffe hat sich hierhin verirrt und turnt nun munter zwischen den Häusern herum. Als er mich erblickt kommt er angerannt und klammert sich an meinem Bein fest. Nun muss man wissen, dass ich mir schon seit wir in Thailand sind, dringendst gewünscht habe, ein Äffchen zu sehen. Ich habe Rudi und Fou jeden Tag zwei bis zehn Mal damit genervt. Man kann sich also vielleicht meine Freude vorstellen, als dann dieser Kollege auf mich zugerannt kam. Interessanterweise ist er wirklich gar nicht menschenscheu. Nur vor dem kleinen Kätzchen, das ihn neugierig beschnuppert, hat er etwas Angst und rettet sich auf den nächsten Baum. Michael bietet ihm Toastbrot und Bananen an, was der Gibbon jedoch einfach ignoriert. Stattdessen leckt er genüsslich an einem Stück Seife, das er in einem Wäschekorb vor einem der Häuser findet. Leider kann ich nicht den ganzen Tag mit meinem neuen Freund verbringen. Michael drängt zum Aufbruch, also muss ich mich schweren Herzens verabschieden.

 

Unser Weg führt uns diesmal eine ganze Weile am Fluss entlang. An einem der Wasserfälle gibt es einen kleinen Naturpool, in dem wir uns abkühlen können. Dort machen wir auch Mittagspause und genießen unsere gebratenen Nudeln aus dem Bananenblatt. Was wir nicht schaffen, bekommt ein kleiner streunender Hund, der uns mit seinen großen ausgehungerten Augen gierig anschaut.

 

Nachmittags steht noch eine Floßfahrt mit dem Bambusboot auf dem Programm. Unter dem Motto „No wet, no fun“ werden wir eine ganze Weile flussabwärts geschippert. Unser Floßfahrer findet es überwitzig das Floß ein paar Mal fast kentern zu lassen und uns gegen alle möglichen Felsen zu fahren . Jedenfalls sind wir am Ende alle pitschpatschnass. Sollte das Motto stimmen, hatten wir gerade den Spaß unseres Lebens.

 

Nachdem wir uns kurz umgezogen haben, geht es mit dem Pickup wieder zurück nach Chiang Mai.
Da es unser letzter Abend mit Fou ist, gönnen wir uns zum Abschied einen großen Burger mit Pommes in einem, von einem britischen Biker, geleiteten Restaurant. Nach dem vielen Reis und gebratenen Nudeln der letzten Wochen, schmeckt das für mich wie der Himmel.

 

Wir verabschieden uns am nächsten Morgen von Fou und fahren weiter mit dem Bus nach Chiang Rai, der nördlichsten Stadt Thailands in der Nähe der laotischen Grenze. Hier müssen wir einiges für die Weiterfahrt nach Laos organisieren und mal wieder Nützliches erledigen, wie beispielsweise Wäsche. Außerdem steht in der Nähe der Stadt einer der schönsten Tempel Thailands: Wat Rong Khun ist komplett schneeweiß und wirklich sehr beeindruckend. Mein Hobbyfotograf schießt davon Millionen Fotos aus allen möglichen Perspektiven, die man in unserer Galerie bewundern kann.

 

Drei Tage in Chiang Rai sind genug um alles zu sehen und zu organisieren und so machen wir uns am Sonntagmorgen auf Richtung Laos. 

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