Urlaub für gestresste Weltenbummler

Auch Weltreisende brauchen mal Urlaub. Und wo kann man in Südostasien besser die Seele baumeln lassen, als auf einer der vielen Inseln Thailands?

Thailand ist einfach ein super Reiseland - gut erschlossen, gutes Essen, günstig, Sonne, Strand und Meer.
Also haben wir, schon vor dem Start unserer Reise, mit ein paar Freunden ausgemacht, uns über Silvester im Süden des Landes zu treffen.

 

 Unsere erste Station ist die Insel Ko Lanta, wo Rudi und ich die ersten drei Nächte im „Chillout House“, im Norden der Insel, verbringen werden. Dieses Hostel ist halb Baumhaus, halb Bungalow-Anlage und wurde komplett aus Bambus und Treibholz gebaut, das vom Meer an den Strand der Insel gespült wurde. Alles ist ein bisschen schief und ziemlich spartanisch. Dafür ist es, mit umgerechnet ca. 4 Euro pro Nacht, auch die bisher günstigste Unterkunft, die wir auf unserer Reise hatten.


Rudi und ich bekommen einen kleinen Bungalow zugewiesen, in dem die Matratze auf dem Boden schon 90% des Raums einnimmt. Daneben gibt es einen winzigen Bretterverschlag mit Toilette und Regenwasserdusche. Die hauseigene Katze kennt auf ihren Kontrollrunden keine Privatsphäre. Zweimal kommt es vor, dass sie sich durch die Bretter quetscht, während Rudi oder ich gerade auf dem Klo sitzen.

 

Was ich vor meinem Besuch auf Ko Lanta nicht wusste – neben einigen Familienresorts im südlichen Teil, ist die Insel vor allem ein Geheimtipp für Aussteiger, Hippies, Dauerchiller und alle die es werden wollen. Einige Läden hier tragen vielversprechende Namen wie „Mushroom Bar“ oder „Happy House“ und man darf sich nicht wundern, wenn man schon morgens um acht von einem süßlichen Duft in der Nase gekitzelt wird.


Der aufmerksame Leser weiß, dass wir auf unserer Reise bisher nur einen einzigen Strandtag hatten, und zwar in Hongkong. Da das nun schon über einen Monat her ist, freue ich mich jetzt umso mehr endlich mal wieder im Meer baden zu können.  Vor allem wenn einen, wie hier, ein schöner Sandstrand und türkisblaues, klares Wasser erwarten.


Mit Kirill und Anika, zwei Freunden aus Ulm, die schon seit ein paar Tagen auf der Insel sind, stoßen wir am Strand auf das Wiedersehen an. Die Schwelzis, wie die beiden liebevoll von uns genannt werden, haben sich momentan auch ein halbes Jahr Auszeit genommen, um die Welt zu sehen. Leider überschneiden sich unsere beiden Reisen nur hier in Thailand.

 

Nach drei Tagen ziehen Rudi und ich in ein etwas moderneres Hotel in der Mitte der Insel, wo wir uns mit drei meiner ehemaligen Arbeitskollegen sowie Kirill und Anika, zum Silvesterfeiern verabredet haben. Nico, Claudia und Valentina verbringen zu meiner großen Freude ihren Weihnachtsurlaub in Thailand. Strand, Pool, Sonnen, gutes Essen. Alles ist noch ein bisschen schöner, wenn man es mit ein paar netten Menschen teilen kann. J

 

Zu Silvester ist auf Ko Lanta nicht allzu viel los. Nach dem Abendessen ziehen wir von Bar zu Bar, trinken hier und da mal was, schauen uns die Feuershow am Strand an und fallen uns punkt 12 Uhr in die Arme. 

In der näheren Umgebung Ko Lantas gibt es zahlreiche weitere kleine Inseln und schöne Schnorchel-Spots, also buchen wir, zur Abwechslung vom Rumliegen am Strand, eine Bootstour. Um acht Uhr morgens holt uns ein Pickup am Hotel ab und bringt uns zum Bootssteg auf der Ostseite der Insel.

 

Zusammen mit ca. 20 anderen Touristen werden wir auf ein motorbetriebenes Longtail-Boat verfrachtet, und los geht die lustige Fahrt. Rudi gefällt sie gleich so gut, dass er noch vor dem ersten Stopp, nach knapp einer Stunde „Auf und Ab“, sein am Morgen verspeistes Frühstück wieder an die Fische verfüttert. Und das, obwohl Nico uns zuvor noch alle großzügig mit Anti-Übelkeitstabletten versorgt hat.

 

Wir halten an einer kleinen Felsinsel, wo jedem eine Schnorchelmaske zugeteilt wird, bevor wir ins Wasser springen. Meine könnte gut und gerne aus dem zweiten Weltkrieg stammen und beim ersten Versuch sie zu benutzen, verschlucke ich mich an mindestens zwei Litern Meerwasser.

 

Doch wir freunden uns langsam an, die Maske und ich, und nach und nach kann ich die bunte Unterwasserwelt unter mir genießen. Fische sind echt komische Tiere. Da kommt ein riesengroßer Eindringling (ich) in ihr Wohnzimmer und glotzt sie an, aber sie scheinen sich daran kaum zu stören und schwimmen in ihren großen Fischschwarmfamilien mal hierhin und mal dahin – nur eine Griffweite von einem selbst entfernt. Kein anderes Tier würde so wenig Reaktion zeigen, wenn ein Mensch plötzlich in seinem Reich aufkreuzt.

 

Wir machen Halt auf einer echten Postkartenmotiv-Insel: weißer Sandstrand, Palmen, kristallklares Wasser. Zu Mittag gibt es Reis und Curry am Strand und wir haben sogar noch Zeit, ein kleines Nickerchen unter der Palme zu halten, bevor uns unser Bootsfahrer mit seiner Trillerpfeife zum Aufbruch drängt.

 

Der dritte Stopp des Tages ist wieder an einem Schnorchel-Hotspot. Zwischen ein paar Felsen leben hier viele verschiedene bunte Fische, Korallen, Seeigel und anderes Meeresgetier. Die Aussicht aus meiner Weltkriegsmaske ist wirklich spektakulär. Leider wissen das auch andere Bootsfahrgesellschaften.


Nach und nach werden ganze Wagenladungen voller Touris angekarrt. Interessanterweise sind es wieder die chinesischen Reisegruppen, die uns besonders auffallen. Da die meisten ihrer Mitglieder scheinbar nicht schwimmen können, hangeln sie sich in ihren Schwimmwesten an einer Schnur entlang – natürlich nicht ohne sich dabei lautstark zu unterhalten und von einem Ende der Schnur zum anderen zu schreien. Es kommt ein Boot nach dem anderen in der kleinen Bucht an. Jedes Mal wenn ich auftauche, hat sich die Menge der uns umgebenden Chinesen verdoppelt. Bald sind mehr Chinesen als Fische im Wasser, also beschließe ich, mich wieder auf unser Boot zu retten und schieße lieber ein paar Fotos aus sicherer Distanz. 

Vierter und letzter Tagesordnungspunkt ist die „Emerald Cave“, eine ca. 90 Meter lange Höhle in einem Felsen, durch die man bei Ebbe hindurchschwimmen kann. Ein bisschen unheimlich ist es schon, denn je weiter man vordringt desto dunkler wird es. Bald sehen wir gar nichts mehr, bis unser Bootsführer mit einer kleinen Taschenlampe angeschwommen kommt. Als ich schon anfange mich zu fragen, was wir hier eigentlich genau machen, wird es plötzlich wieder heller. Und schließlich führt der Weg hinaus an einen Strand, der rundum von fünfzig Meter hohen, dicht bewachsenen Felswänden umgeben und nur durch die "Emerald Cave" zugänglich ist. Der Legende nach haben hier früher Piraten ihre Beute versteckt. Ich scharre hoffnungsvoll ein bisschen im Sand herum, finde aber enttäuschenderweise nicht mal eine klitzekleine Goldmünze.

 

Der Rückweg mit dem Boot nach Ko Lanta ist leider nicht mehr ganz so spaßig wie die Hinfahrt. Und das, obwohl Rudi aufgehört hat zu kotzen. Der Wellengang hat stark zugenommen und unser Nussschalen-Longtailboat hüpft bedrohlich schwankend über das Meer. Da Valentina und ich recht weit vorne sitzen, bekommen wir jedes Mal, wenn unser Boot eine Welle bricht, eine ganze Ladung Salzwasser ins Gesicht. Ich glaube, wir sind alle ein bisschen froh, als unser Boot endlich wieder am Steg in Ko Lanta anlegt.

 

Am nächsten Tag muss ich mich leider schon wieder von Kirill und Anika verabschieden. Die beiden fahren zusammen mit Rudi ein Stück nordwärts nach Krabi und ich werde fünf Tage mit Nico, Claudia und Valentina auf der Insel Ko Tao im Südosten Thailands verbringen. So bekommen auch Rudi und ich mal einen kleinen Urlaub voneinander.

 

Mit Bus und Fähre brauchen wir fast den ganzen Tag an unser Ziel, doch die Fahrt lohnt sich. Die Gegend um Ko Tao gilt als eines der besten und beliebtesten Tauchgebiete Thailands. Wir bleiben zwar beim Schnorcheln, aber auch das kann man hier supergut gleich vom Strand aus machen. Unsere Bungalowanlage liegt direkt am Meer und so verbringen wir unsere Tage hier ganz faul mit Rumliegen, Schwimmen, Lesen und Kartenspielen. Am Abend finden am Strand Feuershows und kleinere Parties statt. Wer mag, kann hier unter einer brennenden Stange hindurch Limbo tanzen oder durch Feuerreifen springen. Wir begnügen uns damit, den angetrunkenen Engländern, die das mit Vorliebe machen, zuzusehen.

 

Die fünf Tage vergehen wie im Flug und schon muss ich mich wieder von meinen drei lieben Stuttgartern  verabschieden, die am nächsten Tag zurück nach Deutschland fliegen.


Ich fahre stattdessen zu Rudi nach Krabi, wo dieser jede Nacht vor Sehnsucht nach mir ins Kopfkissen geweint hat. (Hab ich jetzt mal so interpretiert.)

Auch Strandurlaub wird irgendwann langweilig, also schwingen wir uns nach drei weiteren Tagen in Krabi in einen Minibus und machen uns auf den Weg Richtung Malaysia. Unser erstes Ziel dort? Penang, die Perle des Orients.

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