Malaysia: eine Geschichte über Affen, Kunst und stinkende Früchte

Man braucht ein bisschen Sitzfleisch, wenn man, wie wir, mit dem Bus von Krabi in den Norden Malaysias fahren will. Nach 10 Stunden im bis zum Rand bepackten Kleinbus, ohne Platz zum Beineausstrecken, tut einem ordentlich der Hintern weh. Immerhin sind die Straßen in Malaysia um einiges besser als im restlichen Südostasien das wir bis dato bereist haben. Überraschend gut sogar. Sobald wir die thailändisch-malaysische Grenze überqueren, erweitert sich der Weg zu einer dreispurigen Autobahn. Fast wie zu Hause. 

 

Unser erster Stopp in Malaysia ist die Insel Penang im Nordwesten des Landes, die durch die - mit 13,5 km - längste Brücke Südostasiens, mit dem malaysischen Festland verbunden ist. Penang, auch die „Perle des Orients“ genannt, war fast 200 Jahre lang ein britischer Außenhandelsposten bis es 1957 unabhängig wurde und sechs Jahre später an Malaysia ging. Die britischen Einflüsse sind noch deutlich zu spüren. Besonders in George Town, der mit knapp 200.000 Einwohnern größten Stadt, fühlt man sich ins England des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Die komplette Innenstadt ist ein UNESCO Weltkulturerbe. Die Straßen sind von alten Häusern aus der Kolonialzeit gesäumt. Auch die Hostels sind größtenteils in alten Gebäuden mit hohen Decken und knarzenden Holzböden.

Die Wege sind recht schief und uneben. Gehsteige fehlen meist ganz. Dafür kann man sich für ein paar malayische Ringgit mit einer Fahrradrikscha, einer sogenannten „Trishaw“, durch die Gegend fahren lassen.

Wir verzichten darauf und erkunden die Stadt lieber zu Fuß. Und zu erkunden gibt es einiges. Neben den offensichtlichen britischen Einflüssen, ist die Stadt ein echter Schmelztiegel der Kulturen. Auf engstem Raum tummeln sich hier Angehörige der verschiedensten Volksgruppen. Chinesen, Inder, Malayen, Europäer. Alle leben nebeneinander und miteinander, Probleme gibt es selten.

 

Als Folge sind natürlich auch alle Religionen vertreten: Moslems und Christen, Buddhisten und Hindus. Und alle haben ihre Gotteshäuser. Da steht eine Moschee neben einer Kirche und ein buddhistischer Tempel neben einem hinduistischen. Genauso sind natürlich alle Esskulturen zu finden. Nicht umsonst gilt Penang als die Hauptstadt der asiatischen Küche.


Gegessen wird quasi auf der Straße. Besonders am Abend erwacht die ganze Stadt zum Leben. Am Straßenrand werden Tische und Stühle aufgestellt und man holt sich seinen Teller voll Essen an einem der zahlreichen „Hawker Stalls“, also Straßenstände. Rudi hat es besonders die indische Küche angetan. Sein tägliches Tandoori Huhn mit Naan Brot und Curry Soße wird zum Ritual.

 

Eine weitere Besonderheit George Towns, sind die zahlreichen Gemälde und Drahtfiguren an den Wänden der Häuser, die oft Szenen aus der Geschichte der Stadt darstellen. Einige der Figuren, wie die zwei Kinder auf dem Fahrrad des litauischen Künstlers Ernest Zacharevic, sind mittlerweile weltbekannt.

Auch meinen Geburtstag verbringen wir in der Stadt und Rudi hat eine besondere Überraschung für mich: da ich schon seit Wochen Heißhunger auf Käse habe, dieser aber in Südostasien so gut wie nirgendwo zu bekommen ist (zumindest nicht zu einem bezahlbaren Preis), lädt er mich in ein schweizer Restaurant ein. Ich bestelle mir eine Portion Käsemakkaroni sowie eine Wurst- und Käseplatte und bin im siebten (Käse-)Himmel.


Penang hat auch außerhalb George Towns einiges zu bieten. Da Rudi sich an dem Tag nicht gut fühlt, erkunde ich alleine mit dem Bus die Insel und fahre zum botanischen Garten, wo eine ganze Horde Affen lebt. Ich verbringe den halben Tag damit, einfach nur durch den Park zu streifen und die frechen Makaken zu beobachten, die sich von Baum zu Baum schwingen, den Kioskbesitzern Obst klauen oder sich von anderen Besuchern füttern lassen. Affen sind einfach fabelhafte Tiere, und wer das nicht so sieht, ist doof.


Eigentlich hatten wir für Penang nur knapp 5 Tage eingeplant, aber unverhofft kommt oft: Rudi und ich werden nacheinander von einer boshaften Sommermalaria (kann auch eine Grippe gewesen sein) dahingerafft. Erst liege ich drei Tage mit Husten und Schnupfen im Bett, dann fängt der Schmusi an zu fiebern und friert auf einmal trotz 35° Außentemperatur. Zum Glück bin ich Hobbyärztin. In der Apotheke besorge ich fachmännisch einen bunten Medikamentencocktail. Irgendwas davon scheint zu wirken, denn nach weiteren drei Tagen sind wir beide fit genug, um weiterzufahren.

Wir machen uns mit dem Bus auf Richtung Süden, in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Der Bus ist diesmal ein richtiger Luxusschlitten mit viel Beinfreiheit und Sitzen, deren Lehnen man fast waagrecht stellen kann. So kommen wir relativ entspannt in unserem Hostel in der Innenstadt an.


Direkt um die Ecke befindet sich die Jalan Alor, die wohl bekannteste Streetfood Straße Südostasiens.
Wie schon in Penang, stehen auch hier die Tische auf der Straße, die von bunten Lampions beleuchtet wird. An den Essensständen gibt es eine bunte Mischung aus den Küchen ganz Asiens.

In Malaysia besonders beliebt ist die Durianfrucht, eine heimische Obstsorte, die – sobald sie aufgeschnitten eine Weile daliegt – einen ekelhaften, schwefeligen Geruch absondert. In Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln hängen Schilder, die die Mitnahme der Frucht verbieten. Scheinbar ist der Geruch der verdorbenen Früchte so penetrant, dass er für Tage nicht mehr herauszukriegen ist. Deshalb ist es bei Verstoß gegen das Durian-Verbot in Hotels üblich, dass der Gast das Zimmer eine weitere Woche bezahlen muss.


Doch die Malaysier lieben ihre Durian. Man kann das Obst an fast jedem Straßenstand bekommen. Es gibt Durianshakes und Durianeiscreme.

Beliebt ist auch Cendol mit Durianmus, ein lokaler Nachtisch, bestehend aus geschabtem Eis mit Zuckersirup. Rudi versucht sich an der Spezialtät und muss nach wenigen Löffeln aufgeben weil er nichts mehr davon runterkriegt. Ich probiere nur ein kleines Löffelchen und muss fast würgen. Das Fruchtmus schmeckt genauso wie es riecht und das geschabte Eis trägt nicht unbedingt dazu bei, den ekligen Geschmack auszugleichen. Ich empfehle allen Malaysiern dringend, mal zu überprüfen, was mit ihren Geschmacksknospen nicht in Ordnung ist.

Kuala Lumpur ist eine sehr moderne Stadt. Ihr Wahrzeichen, die Petronas Zwillingtürme, waren mit ihren 452 Metern, eine Zeit lang das höchste Gebäude der Welt und sind sowohl bei Tag als auch bei Dunkelheit einen Besuch und ein paar Fotos wert.
Direkt hinter den Türmen befindet sich ein Park mit einem großen, künstlich angelegten See. Jeden Abend gibt es dort die „Lake Symphony“, eine mit Musik untermalte Wasserfontänenshow, bei der die „tanzenden“ Wasserstrahlen in unterschiedlichen Farben beleuchtet werden.  


Wer sich mal bis in den finanziellen Ruin shoppen möchte, ist in Kuala Lumpur genau richtig. Es reiht sich hier eine Shoppingmall neben die andere. Dabei sind diese Kaufhäuser RIESIG. In einer der Malls befinden sich zwei Kinos, eine Bowlingbahn und sogar ein Indoor-Freizeitpark mit Looping-Achterbahn.


Da unser Budget beschränkt und unsere Rucksäcke sowieso schon zu schwer sind, verzichten wir auf das Shoppen und nutzen stattdessen lieber das große Kinoangebot. Kino ist in Malaysia sehr erschwinglich. Eine Karte kostet zwischen zwei und vier Euro und auch die Snacks wie Popcorn und Cola belasten mit nochmal zwei Euro die Reisekasse nicht zu sehr. Da die Malayen schon in der Schule Englisch lernen und hier wirklich jeder die Sprache fließend beherrscht, werden die Filme auch alle in Originalversion gezeigt. Wer also momentan Filmtipps benötigt: wir sind bestens informiert.


Um mal aus der Stadt rauszukommen, setzen Rudi und ich uns in die Bahn und fahren zu den Batu Caves. Diese Kalksteinhöhlen befinden sich ca. 15km außerhalb Kuala Lumpurs und sind eine Pilgerstätte der Hindus, in deren Inneren hinduistische Tempel zu finden sind. Vor dem steilen Aufstieg zur Haupthöhle befindet sich eine knapp 45 Meter hohe goldene Statue des Hindu-Gottes Murugan. 

Außerdem leben in der Gegend um die Höhlen zahlreiche Makaken, die, angelockt von den Touristen, auf dem Platz und den Treppen herumspringen und darauf warten gefüttert zu werden, oder eine günstige Gelegenheit zu finden, die Besucher zu bestehlen.
Habe ich schonmal erwähnt, dass ich Affen mag? Klasse Tiere!


Die Woche in Kuala Lumpur ist verflogen und wir machen uns auf den Weg nach Singapur, wo auch unsere alten Bekannten Gabby und Tom schon auf uns warten.

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