Bali - die Insel der Götter

17.508 Inseln bilden Indonesien – den weltgrößten Inselstaat und das, mit ca. 240 Millionen Einwohnern, viertbevölkerungsreichste Land der Erde. Angenommen, man würde es schaffen, zehn Inseln am Tag zu besuchen, bräuchte man noch über 4,5 Jahre um ganz Indonesien zu sehen. Wir haben für das Land einen knappen Monat eingeplant und beschränken uns daher auf die Gegend um Bali.

 

Bali ist beliebt bei Touristen aus aller Welt. Warum das so ist, versteht man wahrscheinlich, sobald man die Insel selbst ein wenig erkundet hat. Auf den etwa 5.500 Quadratkilometern findet sich hier (fast) alles, was das Urlauberherz begehrt: weiße Sandstrände vor klarem, blauen Meer, aber auch schroffe, steile Felswände an denen sich die Wellen brechen, Palmen, tropische Wälder, grüne Reisfelder, Berge und Vulkane, malerische Städtchen mit kulturellem Angebot und unzähligen kleinen und größeren hinduistischen Tempeln.

 

Um hier etwas zu Schlaumeiern: Bali ist außerhalb von Indien, Nepal und Mauritius, die einzige Region der Welt mit einer hinduistischen Bevölkerungsmehrheit. Die balinesischen Hinduisten haben ganz eigene Bräuche und Riten, die sie von ihrer Geburt bis über den Tod hinaus begleiten. Schon beim ersten Spaziergang durch die Straßen der Insel fallen einem die vielen kleinen Körbchen mit Blumen, Räucherstäbchen und kleinen Portionen Reis oder Keksen ins Auge.  Diese stellen Opfergaben an die Götter dar und werden mehrmals täglich vor’s Haus gestellt, um jene milde zu stimmen. Götter haben wir zwar keine gesehen, aber dafür freuen sich die zahlreichen Vögel, Straßenhunde und –katzen umso mehr über das Gratisbuffet und lassen die Körbchen dabei etwas zerstört zurück.

Religion spielt eine große Rolle im Leben der Balinesen. Die meisten haben selbst kleinere Tempel und Altäre in ihrem Zuhause, die für unterschiedliche alltägliche Rituale genutzt werden. Dazu kommen die gemeinschaftlichen Gotteshäuser, von denen jeder Ort mindestens drei hat. Nicht umsonst wird Bali auch die „Insel der tausend Tempel“, bzw. „Insel der Götter“ genannt.


Wir landen auf dem Flughafengelände in Denpasar und werden erst einmal von einer Welle blau gekleideter Männer überrannt. Diese sind, wie wir schnell herausfinden, Taxifahrer, und ihre Anzahl übersteigt, meiner groben Schätzung nach, die Zahl aller an einem Tag in Bali landenden Fluggäste um ein Vielfaches. Selbsterklärend, dass sich jeder von ihnen um einen Fahrgast reißt. Obwohl wir aus anderen asiatischen Ländern schon einiges gewohnt sind, fühlen wir uns kurzzeitig leicht überfordert. Ich ziehe meine Scheuklappen auf und renne buchstäblich über den Flughafen um ein bisschen Geld einzutauschen, mit dem wir jemanden aus der Horde für seine Dienste bezahlen können. Nach einigen unabdingbaren Preisverhandlungen und Hin-und Herdiskutieren schaffen wir es dann auch sicher und wohlbehalten in unsere erste Unterkunft in Seminyak, einem Ort etwas nördlich des Flughafens.


Rudi und ich bleiben für die nächsten zwei Wochen nicht alleine auf unserer Reise. Mein lieber motorradfahrender Ex-Kollege und aktueller guter Freund Fou, hat beschlossen, seinen fahrbaren Untersatz für einige Zeit in Kuala Lumpur unterzustellen und stattdessen mit uns Bali unsicher zu machen. Fou, den wir das letzte Mal in Chiang Mai gesehen haben, kommt einige Stunden nach uns im Hotel an. Darauf müssen wir natürlich erstmal anstoßen. Das Bier der Wahl in Indonesien? Bintang! Und davon gibt’s zu meiner Freude sogar eine Radler-Version.


Seminyak ist, zusammen mit Kuta, einer der touristischeren Orte an der Westküste der Insel. Alles hier scheint auf Besucher ausgerichtet, jeder Bewohner scheint in irgendeiner Art und Weise in der Tourismusindustrie zu arbeiten. Da gerade Nebensaison ist, stürzen sich alle auf die wenigen vorhandenen Fremdländer, sprich uns. Buchstäblich alle fünf Meter werden uns Waren und Dienste angeboten: Transport, Massage, Pediküre, Maniküre, Sarongs, Sonnenbrillen, Hüte… Auch am Strand bildet sich schnell ein Kreis Balinesen um uns, die uns irgendetwas verkaufen wollen. „No, thank you, no thank you.“ Ich kann nicht mehr mitzählen wie oft am Tag wir diese drei Worte sagen müssen.


Das alles wäre nicht so dramatisch, wenn die Umgebung dafür schön wäre, doch bei unserem ersten Sprung ins Meer, wissen wir, dass wir nicht viel länger an diesem Ort bleiben möchten. So klar und blau einem das Meerwasser auf den ersten Blick erscheint, so verdreckt und vermüllt ist es leider auf den zweiten. Plastiktüten, Joghurtbecher, Tetrapaks und allerlei Undefinierbares werden uns entgegengespült. Menschen sind solche Schweine…


Wir erfahren ein paar Tage später, dass dieser Strand nicht immer so dreckig ist, sondern es darauf ankommt woher der Wind weht und die Strömung kommt. Doch es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck, also beschließen wir, gleich am nächsten Tag weiter ins Landesinnere zu reisen.

Ubud liegt mitten auf Bali, zwischen Reisfeldern und dem Dschungel, und gilt als das kulturelle Zentrum Balis. Neben hunderten von Tempeln, hat die Stadt vor allem eine Attraktion, die mich besonders glücklich macht. Kleiner Tipp: es hat etwas mit Tieren zu tun. Haarigen Wesen mit langen Schwänzen, die gerne Bananen essen. Na, erraten? Nein, es handelt sich dabei nicht um Rudi. ;)


Der Sacred Monkey Forest ist ein kleiner Streifen Dschungel am südlichen Ende der Stadt, der hunderte von kleinen, frechen, diebischen Makaken beherbergt.
Die Tiere haben dort wohl das schönste Leben, das sich ein Affe nur vorstellen kann: Jeden Tag durch die Bäume tollen, von den zahlreichen Besuchern gefüttert werden, im Bach schwimmen, sich lausen und ab und zu mal die dummen Touristen ärgern.
Als Fou nur kurz seine Wasserflasche abstellt, um ein Foto zu machen, wird diese ihm direkt gemopst und auf die nächste Mauer verschleppt. Da helfen auch keine Bestechungsversuche mit einer Banane.


Ich hingegen werde ziemlich angsteinflößend von einem der größeren Männchen angefaucht, als ich für eine gerechte Bananenverteilung zwischen den Äffchen sorgen will. Im Affenwald gilt eben das Recht des Stärkeren. Mehr Mukkis – mehr Bananen.
Böse kann man den Viechern trotzdem nicht sein. Schließlich gelten sie hier sogar als heilig.

Ubud nutzen wir vor allem auch als Ausgangspunkt für diverse Ausflüge in das Umland. Einer davon führt uns auf eine Kaffee- und Teeplantage, auf der der berühmte „Luwak“ Kaffee produziert wird. Dieser ist eine der teuersten Kaffeesorten der Welt und gewinnt seinen Wert, indem seine Bohnen von wieselähnlichen Tieren zunächst gegessen, und dann halb verdaut wieder ausgeschieden werden. Die Ausscheidungen werden dann fleißig aufgesammelt, gewaschen und geröstet, und für ein Heidengeld an selbsternannte Feinschmecker aus aller Welt verhökert. Da manche Menschen finden, dass die Tiere Hauskatzen ähneln, wird der Kaffee auch liebevoll „Cat-poo-chino“ genannt.
Wir probieren ein Tässchen der Kackebrühe und schmecken keinen nennenswerten Unterschied zu anderen Kaffeesorten. Aus uns werden wohl auch keine echten Gourmets mehr…


Da Fou es schon bald vermisst, zwei Räder unter dem Hintern zu haben, machen wir eine Fahrradtour durch die balinesische Landschaft. Zwar muss man dabei selbst in die Pedale treten, aber glücklicherweise geht es den größten Teil unserer Route bergab. Unser Weg führt uns durch kleine Dörfer, vorbei an den obligatorischen Tempeln, durch palmengesäumte Alleen und quer über grüne Reisfelder. Die Landschaft ist wirklich wunderschön. Ich kann mich nicht erinnern, jemals an einem solch grünen Ort gewesen zu sein.


Wir machen Rast an einem Stall, vor dessen Mauern tausende von großen, fetten Spinnen ihre Netze zwischen ein paar Bäumen gespannt haben. Unser Guide, der um die –was Spinnen betrifft - zwischen Sensationsgier und Ekel schwankenden Gefühle der meisten westlichen Touristen Bescheid weiß, holt eins von den Viechern aus seinem  Netz und bietet uns an, es ihm abzunehmen. Sein Versprechen, dass balinesische Spinnen nicht giftig seien, ermuntert mich wenig, doch Fou scheint es zu reichen, um das Tier ein bisschen über seinen Arm laufen zu lassen. 

Später dann, in einem Anflug von grenzenlosem Vertrauen in balinesische Fahrradtourleiter, und Müdigkeit von unserem Ausflug, der zum Ende hin dann doch noch ein bisschen anstrengend wurde, lasse ich mich auch breitschlagen, eine echte indonesische Spinne auf den Arm zu nehmen.


Es ist mir bewusst, dass Frauen oft zu leichten Übertreibungen neigen, wenn es um die Größe von Spinnen geht, aber bei dieser hier handelt es sich wirklich um ein handtellergroßes Exemplar mit einem dicken, runden Körper und schwarzen Beinen. Beweisfotos gibt es in der Galerie. Meinen Ekel sieht man mir auf den Bildern auch kaum an.


Obwohl die Spinne und ich in der kurzen Zeit, in der sie von meiner Hand bis zu meiner Schulter klettern durfte, echt gute Freunde geworden sind, streichle ich das nächste Mal doch wieder lieber Äffchen.


Ursprünglich war unser Plan, auf der benachbarten Insel Lombok einen Vulkan zu besteigen. Der Mount Rinjani ist der, mit 3700 Metern, zweithöchste Vulkan Indonesiens und sozusagen „the place to be“, wenn man in Indonesien gerne mal auf einem Vulkan rumkraxeln möchte. Leider hatten wir nicht die derzeit herrschende Regenzeit bedacht. Über Lombok hängt seit Wochen eine dicke, schwarze Regenwolke, weshalb der komplette Nationalpark samt Vulkan bis April für Besteigungen gesperrt ist. Schade Schokolade. Zum Glück gibt es aber auch auf Bali Feuerberge, auf die man klettern kann, sodass wir auf unser geplantes Abenteuer nicht ganz verzichten müssen.


So kommt es dann, dass wir um zwei Uhr nachts in voller Montur bereit stehen, um den Gipfel des Mount Batur pünktlich zum Sonnenaufgang zu erklimmen. Dieser ist 1717 Meter hoch und nach wie vor ein aktiver Vulkan. Das letzte Mal kam es im Jahr 2000 zu Ascheruptionen und kleineren Explosionen am Gipfel. Aber keine Sorge – momentan ist er ganz ruhig.


Am Fuß des Berges gibt es ein kleines Frühstück und eine Taschenlampe für jeden und dann geht’s auch schon los mit der Wanderung. Der Weg ist mal mehr, mal weniger steil, mal felsig, mal sandig, mal mehr, mal weniger anstrengend. In guten zwei Stunden haben wir es geschafft und suchen uns eine Stelle, von der aus wir einen guten Blick auf den Sonnenaufgang haben werden. Es ist einiges los, oben auf dem Berg. Wenn das hier die Nebensaison ist, möchte ich nicht wissen wie das Ganze zur Hauptsaison aussieht. Trotzdem erleben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Langsam, ganz langsam erhellen die ersten Strahlen die Umgebung und geben eine wunderschöne Aussicht auf den Batur See und den dahinter liegenden Mount Agung preis. Was ist es nur, was Sonnenaufgängen so viel Faszination verleiht - noch viel mehr als Untergängen? Wären sie nur nicht immer so verdammt früh, wir würden uns gerne viel öfter welche anschauen.

Als es dann schließlich ganz hell ist, erkunden wir noch die nähre Umgebung inklusive Krater, aus dem es kräftig dampft. Hier und da steigen heiße Schwefeldämpfe aus dem Boden und manche Felsen sind so heiß, dass man in ihren Spalten Eier kochen kann.


Auf dem Gipfel wohnt auch eine Affenbande, die sich allerdings recht wenig für die Besucher und die ganze Aufregung um den Sonnenaufgang interessiert. Stattdessen sitzen sie, sich die Morgenmüdigkeit aus den Augen reibend, da und warten ruhig bis die blöden Touris endlich wieder von ihrem Berg steigen.


Das machen wir dann auch. Der Abstieg ist etwas anstrengender als der Aufstieg. Das lose Geröll kullert einem ständig unter den Füßen weg. Zwei Mal rutsche ich aus, lande auf meinem Hintern und schlage mir dabei die Hand auf. Nichtsdestotrotz genießen wir alle den Ausblick auf das Tal. Oh wie schön ist Bali! Und unsere Zeit hier ist noch nicht mal zur Hälfte vorbei. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sarah (Montag, 02 März 2015 13:11)

    Was man hier nicht alles erfährt... Rudi mag also Bananen, ist haarig und hat einen RIESEN----! Damit erspart sich mir eine neugierige Frage, haha. Deine Liebe zu Affen unterstütze ich sehr und ich möchte dass du weißt, dass ich mich nur für DICH mit diesen Spinnenbildern hier konfrontiert habe. So, ich habe Fernweh- schon lange, aber es nützt nix. Der kleine Racker steht jetzt übrigens und läuft täglich mit seinem selbst ernannten Rollator (Pampers-Karton) durch die Gegend. Ich drück euch!

  • #2

    Robby (Mittwoch, 15 November 2017 15:06)

    Schöner Reiseblog über Bali, aber 4 Wochen sind recht wenig Zeit um Bali in all seiner Pracht kennenzulernen. Ich war mehr als drei Monate allein auf Bali unterwegs und habe bei jedem Trip immer wieder Neues entdeckt. Und Ubud ist nicht nur für sein Kunsthandwerk und die Affen berühmt sondern auch für seine Reisterrassen. Wobei ich die Reisterrassen in Jatiluwih fast noch sehenswerter finde...