Aufkommende Langeweile im Paradies

Zurück vom Vulkan gönnen Fou, Rudi und ich uns nur eine kurze Verschnaufpause. Wir wollen Bali für ein paar Tage den Rücken kehren, um auf die nahgelegene Insel Gili Trawangan weiterzufahren.  Unsere Fähre geht um 12 Uhr Mittags, also haben wir nur kurz Zeit zu duschen und unsere Sachen zu packen, bevor wir weiterziehen.
Gili Trawangan ist die größte der drei „Gili“ Inseln im Nordwesten von Lombok. Da Autos und Motorroller auf der Insel verboten sind, nutzt man hier zur Fortbewegung noch ganz altmodisch die gute alte Pferdekutsche.


Doch die brauchen wir erstmal gar nicht. Die Insel ist so klein, dass man die meisten Orte darauf bequem per Fuß erreichen kann. So kommen wir dann etwas geschafft aber happy in unserer Unterkunft an. Diese ist – Nebensaison sei Dank – wie fast alle unsere Hotels auf Bali, ziemlich luxuriös mit großem Pool und Garten. Das Ganze kostet uns, Dank der momentan herrschenden Touristenflaute, mit Frühstück knappe 10 Euro pro Nase. So kann man es sich als Backpacker richtig gut gehen lassen.


Ein Pool ist zwar nett, aber noch netter ist es, einen schneeweißen Strand mit türkisblauem Meerwasser in Laufweite zu haben. Nur ein paar Meter von der Küste entfernt kann man auch super schnorcheln und bekommt die buntesten Fische und Korallen zu Gesicht. Nachdem ich strandauf und strandab alles erforscht habe, was es mit dem Schnorchel zu erforschen gibt, beschließen wir, mit einer der organisierten Schnorcheltouren etwas weiter auf’s Meer rauszuschwimmen.


Gesagt getan – dieser Ausflug lohnt sich. Unser Bootsfahrer lässt uns an einer Stelle heraus, an der vor Jahren ein Schiff versunken ist. Dieses ist inzwischen von Korallen bewachsen und von zahlreichen verschiedenartigen Meeresbewohnern bezogen worden. Doch das eigentliche Highlight des Tages kommt noch: direkt unter uns entdecken wir eine riesige Meeresschildkröte, die gemächlich nur ein paar Meter vor unseren Köpfen zum Luft holen auftaucht. Diese Tiere können 150 bis 200 Jahre alt werden. Umso beeindruckter bin ich als wir innerhalb kurzer Zeit noch weitere von ihnen erblicken.


Unsere Mittagspause machen wir auf der kleinsten der Gili Inseln, „Air“. Leider lässt die Regenzeit grüßen und ein kräftiger Tropenregen setzt unserem Ausflug ein Ende. Doch wir sind auch so zufrieden und geschafft vom vielen Schwimmen, sodass wir uns darüber gar nicht ärgern können.

Die Abende auf Gili Trawangan verbringen wir gerne in der Sunset Bar, mit einem kalten Bintang in der Hand und den Blick auf den atemberaubenden Sonnenuntergang hinter’m Meereshorizont gerichtet. Das Leben ist entspannt, auf den Gilis. Erstaunlich, wie ruhig ein Ort ohne das ständige Motorengebrumm von Autos und Rollern sein kann.


Auch Hunde gibt es keine auf der Insel. Dafür haben Katzen den Ort zu ihrem Königreich erkoren und vermehren sich dort prächtig. Wir schließen Freundschaft mit einer von ihnen, die uns dann quer über die ganze Insel folgt.


Nach vier Tagen Strand und Pool wird uns dann aber doch etwas öde, also nehmen wir die Fähre zurück nach Bali. Diesmal besuchen wir Sanur, einen Ort im Südosten der Insel.


In unserem Hotel lernen wir Ally, eine Backpackerin aus den USA kennen. Diese hat sich, genau wie wir, noch nicht viel mit den Tempeln Balis beschäftigt.
Also beschließen wir, am nächsten Tag zusammen etwas für unsere Bildung zu tun und eine kulturell wertvolle Erkundungstour zu machen.


Unser erster Halt findet am Wassertempel „Pura Ulan Danu“ statt, der der Wassergöttin Dewi Danu gewidmet ist. 

Nach einem kleinen Spaziergang über das weitläufige Gelände am See, bei dem ich Freundschaft mit einem Muntjac (Minihirsch mit Überbiss) schließe, geht es dann weiter zum nächsten Tagesordnungspunkt, den Reisterrassen von Jatiluwih.
Diese zählen zu den schönsten der Insel und waren es der UNESCO wert, sie in ihre Liste der Weltkulturerbe aufzunehmen. Tatsächlich sind diese Reisfelder umwerfend schön. Sie sind wie Treppen angeordnet und führen in einigen langgezogenen grünen Stufen den Berg hinab ins Tal. Hier und da stehen kleine Holzhütten für Ackergeräte, und die ein oder andere obligatorische Palme ergänzt das Panorama.


Zwei weitere Tempel sollte man als kulturell interessierter Balireisender gesehen haben: Pura Taman Ayun ist der Tempel des schwimmenden Gartens, der komplett von einem Wassergraben umgeben ist, welcher das kosmische Meer (was auch immer das ist) symbolisiert.

Das aber wohl bekannteste Gotteshaus Balis ist Pura Tanah Lot, der im 16. Jahrhundert auf einem Felsen mitten im Meer erbaut wurde. Bei Ebbe kann man den Eingang des Tempels zu Fuß erreichen, doch sobald die Flut einsetzt, wird er vom Festland abgeschnitten.

Wie wohl jede andere Religion, beinhaltet auch der balinesische Hinduismus Regeln und Bräuche, die Außenstehenden seltsam vorkommen können. So ist es beispielsweise Frauen während ihrer Menstruation verboten, die Tempelanlagen zu betreten. Große Schilder an den Eingängen weisen auf dieses strikte Verbot hin. Wer dessen Einhaltung überprüfen soll? Ich weiß es nicht. Dennoch würde ich nicht wagen, mich zu widersetzen. Wer möchte schon den Zorn tausender von Götter auf sich ziehen?

Leider hat auch Fou’s Urlaub mit uns mal ein Ende. Mein Lieblingsexkollege hat Sehnsucht nach seinem Motorrad und macht sich auf den Weg zurück nach Kuala Lumpur.

Rudi und mich hingegen zieht es noch einmal nach Ubud, dem kleinen Städtchen im Landesinneren. Da uns die Reisfelder hier so gut gefallen, haben wir uns diesmal ein Hotel ausgesucht, das mitten in einem von ihnen liegt. Wir genießen hier das süße Nichtstun. Auch wenn es euch schwer fällt zu glauben: Auch Weltreisende machen einfach mal nur langweilige Sachen wie Lesen, im Internet surfen und ein bisschen Sport.

Zur Abwechslung besuchen wir eine der traditionellen balinesischen Tanzveranstaltungen. Zu Klängen von Xylophon, Holzflöte und Klanghölzern bieten, in folkloristische Kostüme gekleidete Indonesierinnen, allabendlich eine Tanzdarstellung, in der verschiedene Elemente der balinesischen Geschichte und Religion verkörpert werden. Zum Höhepunkt gegen Ende der Darbietung wird das Publikum mit auf die Bühne geholt und mutige Freiwillige dürfen gemeinsam mit den Tänzerinnen eine heiße Sohle auf’s Parkett legen. Klar, dass ich mich da nicht lange bitten lasse.


So viel Glück wir in den vergangenen Wochen und Monaten mit dem Wetter auch hatten, macht sich die Regenzeit nun doch fast täglich bemerkbar. Immer öfter müssen wir vor den dicken Regenwolken fliehen, die uns mehr als einmal überraschen und unsere Tagespläne über den Haufen werfen.


In unseren letzten Tagen auf Bali erkunden wir noch den südlichsten Teil der Insel rund um Nusa Dua und Uluwatu. Wir mieten uns einen Roller, düsen damit an der Küstenlinie entlang, besuchen den berühmten Uluwatu Tempel, der mitunter eine Affenbande beherbergt, fahren zu versteckten Stränden und sehen den Surfern an den entlegensten Surfspots der Insel beim Wellenreiten zu.


Doch so schön Bali ist, nach vier Wochen in Indonesien, werden uns auch die schönsten Strände, Tempel, Affen und Reisfelder ein bisschen langweilig.

Nach über drei Monaten Reise durch Thailand, Laos, Kambodscha, Malaysia und Indonesien, schließen wir vorerst das Kapitel „Südostasien“ ab. Doch wir sind uns sicher, dass das nicht unser letzter Besuch in diesen Ländern war.


Nun wartet auf uns das nächste Abenteuer. Nach der langen Zeit des Faulenzerdaseins, werden wir an der Westküste Australiens für knapp zwei Wochen gegen Kost und Logie auf einer Ökofarm kräftig mit anpacken dürfen.


Was wir dort erleben, berichten wir euch natürlich dann wie gewohnt im nächsten Beitrag aus Down Under.

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Kommentare: 2
  • #1

    crizzz (Dienstag, 01 September 2015 16:01)

    holloo...war denn das Bali-Bild numero 1 zufällig im restaurant "Bebek Tepi Sawah" in Ubud? gruss, chris

  • #2

    Monika (Freitag, 04 September 2015 00:06)

    Hey Chris, keine Ahnung wie das Restaurant hieß, aber es war in Ubud an der Hauptstraße, die zu dem Monkey Forest führt. :) Liebe Grüße