Howdy Australia, nice to see you again!

Wie sehr haben wir uns auf dieses Land gefreut! Kängurus, Koalas, gutes Wetter, schöne Strände und nette, relaxte Menschen sind nur einige der Dinge, die Australien zu so einem wundervollen Reiseziel machen.


Wie der ein oder andere von euch sicherlich weiß, haben Rudi und ich uns vor fünf Jahren während unseres Auslandssemesters in Down Under kennengelernt. Ein Grund mehr, warum wir eine ganz besondere Verbindung zu diesem Land haben.

Da wir damals bereits recht viel von der Ostküste gesehen haben, konzentrieren wir uns dieses Mal vor allem auf den Westen des riesigen Landes.


Wir landen in Perth und machen uns per Bus auf den Weg Richtung Innenstadt. Nachdem wir  vier Monate lang versucht haben, uns an Asiens aufdringliche Taxifahrer zu gewöhnen, genießen wir hier nun die Tatsache, dass wir nicht gleich auf den ersten Blick als Touristen identifiziert werden können. Stattdessen begrüßt uns der Busfahrer nur mit einem freundlichen „howdy“.


Für die ersten drei Nächte in Perth haben wir uns über „Airbnb“ bei einer australischen Mitzwanzigerin eingemietet. Emily ist Anwältin für Zivilrecht, macht gerade nebenbei ihren Master und vermietet eines der Zimmer in ihrer Dreizimmerwohnung gelegentlich an Touristen. Als sie uns breit lächelnd die Türe aufmacht, fühlen wir uns sofort heimisch.


Perth, die mit knapp zwei Millionen Einwohnern größte Stadt an der australischen Westküste, wirkt eher wie ein großer, langgezogener Vorort. Im Süden der Stadt, wo auch Emily wohnt, gibt es vor allem Wohngegenden mit einstöckigen Einfamilienhäusern mit großen Gärten. In jeder zweiten Hofeinfahrt steht ein Geländewagen. Am Flußufer des Swan Rivers, der Perth in zwei Teile schneidet, treffen sich Familien zum Picknicken, Sportgruppen zum Fahrradfahren oder Joggen und Hundebesitzer zum Gassigehen.


Die breite Wiese ist von zahlreichen Vögeln besiedelt. Weiße Kakadus sitzen in Gruppen auf dem Rasen und „unterhalten“ sich mit ohrenbetäubendem Gekrächze. Enten, Wasserhühner und schwarze Schwäne schwimmen geschäftig auf einem kleinen See hin und her. Und am Flussufer trocknen sich Tauchreiher ihre Flügel in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Sollte es jemals einen Wettbewerb für Idylle geben – dieser Ort hätte gute Chancen den ersten Platz zu belegen.

Rudi und ich erkunden die Gegend größtenteils per Pedes und laufen uns Angesichts der Weitläufigkeit der Stadt die Füße platt. Die Innenstadt mit ihren paar Einkaufsstraßen sowie der Bar- und Pubmeile ist ganz hübsch, vermag uns aber nicht vom Hocker zu reißen. Dafür genießen wir die schönen Grünanlagen entlang des Flusses, in dem wir sogar ein paar Delfine erblicken, die in nur ein paar Metern Entfernung von uns mehrmals zum Luftholen auftauchen.


Auf einer Insel in der Mitte des Swan Rivers lebt außerdem eine Gruppe Kängurus. Diese sind so sehr an Besucher gewöhnt, dass sie sich bereitwillig von uns streicheln lassen, während sie neugierig unsere Taschen beschnuppern, in der Hoffnung darin etwas Leckeres zu finden.


Nach drei Tagen in Perth geht es für Rudi und mich ein Stück weiter in den Norden. Wie schon angedeutet, haben wir über die Internet Plattform „Workaway“ Kontakt zu der Besitzerin einer Biofarm aufgenommen. Im Austausch für Kost und Logie, werden wir hier die nächsten zehn Tage, für ca. fünf Stunden am Tag, kräftig mit anpacken dürfen. Nach der langen Zeit des süßen Nichtstuns freuen wir uns auf diese neue Erfahrung. Eine 1,5 stündige Busfahrt bringt uns nach Gingin, wo unsere Gastgeberin schon auf uns wartet.


Pam ist genauso, wie man sich eine australische Farmbesitzerin vorstellt. Braungebrannt und drahtig, gekleidet in Jeans, T-Shirt und Hut, mit einer selbstgedrehten Kippe in der Hand, strahlt sie uns fröhlich an und begrüßt uns mit einem kräftigen Handshake.

Ihr Grundstück, das sie vor vier Jahren gekauft hat, erstreckt sich über viele Hektar der eher kargen Landschaft und liegt nochmal 30km von dem kleinen Städtchen Gingin entfernt. Der nächste Nachbar ist in sieben Kilometer Entfernung ansässig. Genau das gefällt ihr so sehr an diesem Ort, meint Pam grinsend.


Auf der Farm angekommen werden wir erstmal von Pams drei Hunden Indie, Juwel und Rambo überschwänglich begrüßt. Kurz beschnuppert, schon sind wir in den Kreis der Hoffamilie aufgenommen und sie weichen uns fortan nicht mehr von der Seite.


Neben Pam und den Hunden leben auf der Farm noch vier Katzen, drei Pferde und um die fünfzig Hühner.

Zum Einstieg bekommen wir eine Führung über das weitläufige Grundstück. Ein großer Schuppen bildet das Zentrum und dient als Küche, Aufenthaltsraum und Lagerplatz für Tierfutter, Gemüsekisten und sonstige Gerätschaften. Außerdem hat sich Pam dort in einem abgetrennten Bereich ihren Wohnraum eingerichtet.


Unser Schlafzimmer befindet sich im danebenstehenden „Donga“, einem großen Wohncontainer. Pam’s Farm ist völlig autark. Solarzellen auf dem Dach und ein Generator sorgen für Strom, aus den Wasserleitungen im Badezimmercontainer läuft Grundwasser in Trinkqualität und das Klo ist eine Freilufttoilette mit Blick auf das Pferdegehege.


Ihr erinnert euch vielleicht noch, als wir uns auf Bali gewünscht hatten, öfter Sonnenaufgänge mitzuerleben. Dieser Wunsch geht uns fortan täglich in Erfüllung, denn auf dem Hof fängt der Tag um 5:30 Uhr an. Das mit gutem Grund, denn tagsüber steigen die Temperaturen hier locker auf über dreißig Grad an. Also sehen wir zu, dass wir so viel Arbeit wie möglich am Vormittag erledigen können.


Auch die Hunde sind um die Uhrzeit schon wach und freuen sich jeden Morgen auf’s Neue uns wiederzusehen. Jeder will gerne einzeln begrüßt werden. Und wehe einer bekommt mehr Aufmerksamkeit geschenkt als der andere. Die drei sind für uns jedoch nicht nur knuffige Begleiter, sondern erfüllen auf dem Feld auch eine wichtige Funktion. Pam erzählt uns, dass es in der Gegend einige Schlangen gibt, darunter auch Australiens giftigstes Kriechtier, die Western Brown Snake. Die Hunde schlagen sofort Alarm, wenn sich eine von ihnen mal auf Pams Grund verirrt. Zum Glück ist das bisher erst wenige Male vorgekommen. Während unserer Zeit auf dem Hof sind unsere treuen Begleiter jedoch die meiste Zeit damit beschäftigt die zahlreichen kleinen Frösche zu jagen oder sich beim Unkrautjäten genau vor unsere Nasen zu legen.

Nach einem kurzen Frühstück marschieren wir, bewaffnet mit Eimern und Harken, hinaus auf den Acker, sodass wir pünktlich zur Morgendämmerung bereits unser erstes Unkraut aus dem Boden gerissen haben. Und Unkraut gibt es viel. Sehr viel. Da Pam ihr Gemüse 100% organisch anbaut, sind Chemiekeulen in Form von Herbiziden selbstredend verboten.


Stattdessen setzt unsere resolute Gastgeberin noch auf die gute alte Handarbeit. Bereits nach den ersten zwei Stunden haben Rudi und ich dicke Blasen an unseren zarten Bürohänden.

Doch es nützt alles nichts. Das verflixte Burzelkraut (wie wir lernen eines der nervigsten Unkrautarten) springt nicht von alleine aus dem Boden. Nach ein paar Tagen haben wir uns aber soweit ans Jäten gewöhnt, dass es allmählich sogar beginnt ein bisschen Spaß zu machen.


Um 8:00 Uhr machen wir für gewöhnlich eine erste Kaffeepause. Auch die Fütterung der Pferde gehört während dieser Zeit zu unseren Aufgaben. Die drei kennen ihre Fütterungszeiten so gut, dass sie punkt acht Uhr früh und gegen halb sechs Uhr abends schon wiehernd am Zaun stehen und nach ihrer Mahlzeit verlangen.

Nach einer zweiten Runde Unkrautjäten bis um kurz nach 11, müssen dann nur noch die Hühner gefüttert und das Heu für die Pferde aufgestockt werden. Danach haben wir den Tag zur freien Verfügung.


Unsere Nachmittage verbringen wir meist mit lesen und dösen. Unser Lieblingsplatz sind dabei zwei Hängematten unter einem großen Baum hinter den Schuppen.

Sobald es am Spätnachmittag etwas kühler wird, erwacht der Hof wieder zum Leben. Die Hunde und Katzen kommen aus ihren schattigen Verstecken und buhlen im Wettstreit miteinander um unsere Aufmerksamkeit. Jedes will mehr, länger, öfter gestreichelt werden als das andere.


Auch Pam, die immer irgendwo am Rumwuseln ist, kommt gegen Abend meist ein bisschen zur Ruhe und trinkt ein Feierabendbier mit uns. Pams Sohn, der 27jährige Blayde hilft seiner Mutter regelmäßig auf dem Hof aus und leistet uns auch oft Gesellschaft. Wir genießen diese ruhigen Abende, bei denen wir Einiges von unserer sympathischen Gastgeberin, ihrem Leben und ihren Erfahrungen als Ökobäuerin erfahren. Nach dem gemeinsamen Abendessen fallen allerdings meistens alle ins Bett. Der nächste Tag fängt wieder früh an.


Neben dem Unkrautjäten und der Tierfütterung fallen auf der Farm immer wieder neue Aufgaben an. Einmal bringt Pam eine ganze Wagenladung voller Limettenbäume an, die sie von einer benachbarten Farm geschenkt bekommen hat. Diese müssen abgeladen, beschnitten und im Sumpf zwischengelagert werden. Während wir schwitzen, tollen die Hunde durch den Matsch und sind gar nicht glücklich darüber, als wir sie hinterher zum Saubermachen mit dem Wasserschlauch im Garten abspritzen.


Da Pam Samstags auf den Markt fährt um ihre Produkte dort zu verkaufen, wird Freitags das Gemüse gepflückt, gewaschen, geschnitten, gewogen und abgepackt. Für Pam ist es der wichtigste und stressigste Tag der Woche. Tatsächlich sind wir von morgens um sieben bis abends um neun mit den Vorbereitungen beschäftigt, und fallen am Ende des Tages einfach nur tot ins Bett.


Während Rudi und ich am nächsten Tag ausschlafen dürfen und außer dem Füttern der Tiere keine besonderen Aufgaben haben, steht Pam samstags schon um vier Uhr früh auf, um nach Perth zu fahren und dort rechtzeitig vor Marktbeginn ihren Stand aufgebaut zu haben. So energiegeladen und voller Elan Pam auch ist – Rudi und ich fragen uns ernsthaft, wie sie die viele Arbeit Woche um Woche bewältigt und dabei dennoch so fröhlich und gelassen bleibt.


Sie sagt uns mal, dass sie – jedes Mal wenn sie sich anfängt zu fragen was sie eigentlich in dieser verlassenen Gegend macht – nachts hinaus geht und in den Sternenhimmel schaut. Tatsächlich ist dieser überwältigend. Trilliarden von Sternen funkeln am dunkelblauen Nachthimmel. Direkt über dem großen Schuppen verläuft die Milchstraße und an einem der Abende erleben Rudi und ich sogar einen beeindruckenden Mondaufgang.


Im Laufe der Woche gesellt sich noch eine weitere freiwillige Helferin zu uns auf die Farm. Yoko, eine 25jährige Japanerin, die in Japan zuletzt als Reisekauffrau arbeitete, verbringt gerade ein halbes Jahr in Australien und packt für eine Woche mit uns auf dem Hof mit an.


Sonntags ist Ruhetag und Pam beschließt, mit uns einen Ausflug zu machen. Da sie eines ihrer Autos in die Werkstatt bringen muss, und diese auf halbem Weg zu den Sanddünen im Ort Lancelin liegt, nimmt sie uns mit zum Sandboarden. Sandboarden ist wie Snowboarden, nur eben auf Sand. Wir haben einen Heidenspaß und danach Sandkörner in jeder Falte unserer Kleidung und jeder Ritze unserer Körper. Zum Abkühlen fahren wir noch kurz zum Strand und springen ins kalte Wasser des Indischen Ozeans. 

Die Tage auf der Farm vergehen wie im Flug. In den knappen zwei Wochen haben Rudi und ich uns richtig heimisch gefühlt und sind ein bisschen wehmütig, als Pam uns zum Bus nach Gingin fährt. Wir verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung von ihr und wünschen ihr alles Gute.


Doch viel Zeit zum Trübsal blasen bleibt uns nicht, denn auf Rudi und mich wartet schon das nächste Abenteuer. Wir haben uns für den nächsten Tag einen Campervan gemietet, mit dem wir in den nächsten zwei Wochen die australische Westküste unsicher machen werden. Was wir dort sehen und erleben? Ihr werdet es schon bald erfahren.

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Kommentare: 1
  • #1

    Sarah (Mittwoch, 29 April 2015 21:31)

    Also da euch die Arbeit auf der Farm so gefallen hat: ich hätte vor unserem Haus ein kleines Beet, das von Unkraut befreit und mit Pflanzen bestückt werden müsste. Ich biete: Kost, Logis und kostenloses Babyknuddeln. Bei Interesse bitte melden, höhö.