Bula bula. Keine Hektik, it’s Fiji time!

Südseeflair, Ruhe, Natur, paradiesische Strände und eine tiefe Gelassenheit sind die Attribute die einem spontan beim Gedanken an den Inselstaat Fidschi einfallen. 

Schon beim Anflug auf die Hauptinsel scheinen sie sich zu bestätigen. Von oben erblicken wir ein sonnenbeschienenes Land mit sanften, grünen Hügeln, umgeben von türkisblauem Wasser. Beim Ausstieg aus dem Flugzeug begrüßen uns die Flughafenmitarbeiter mit einem freundlichen „Bula“ und eine Band spielt eine fröhliche Melodie auf Ukulelen und Gitarren.

 

Soweit so gut. Rudi und ich schauen uns freudestrahlend an. Es dauert etwas, bis unsere Rucksäcke endlich auf dem Gepäckband erscheinen, aber hier geht einfach alles etwas gemächlicher von statten. Relax! Es ist „Fiji Time“. Kein Grund zur Hektik.

Wir fanden es eine nette Geste, dass unser Hostel, das ca. 20 Minuten Fahrt vom Flughafen entfernt liegt, auch kostenfreie Flughafentransfers anbietet, also warten wir geduldig auf einen Fahrer. Und warten, und warten. Eine Viertelstunde Verspätung? Fänden wir nicht so schlimm. Wir haben uns schon seit geraumer Zeit abgewöhnt so furchtbar „deutsch“ zu sein. Halbe Stunde? Nun ja, es ist halt “Fiji Time“. Doch als nach einer Stunde immer noch niemand da ist um uns abzuholen, nehmen wir dann doch das Angebot des etwas zwielichtigen und äußerst übergewichtigen Fidschianers an, der schon seit ein paar Minuten neben uns sitzt, und uns für ein paar Fidschi Dollar gerne in unsere Unterkunft bringen möchte. An der Tatsache, dass wir die getönten Fensterscheiben in seinem bolleheißen Auto erst runterkurbeln dürfen, als wir das Flughafengelände verlassen haben, versuchen wir uns ebenso wenig zu stören, wie daran dass er während der Fahrt noch versucht, das anfangs besprochene Fahrtentgelt hochzuverhandeln.

 

Es ist bereits dunkel, als wir im Hostel ankommen. Bei der Frage, warum wir denn nicht abgeholt wurden, wird an der Rezeption etwas im Notizbuch geblättert. Sorry, ist wohl untergegangen. „Fiji Time“. Entschuldigendes Lächeln und Schulterzucken. Wir zahlen für zwei Nächte und beziehen unser Zimmer. Im Bad hängt ein Schild, mit der Bitte Wasser zu sparen. Jeder Tropfen ist wertvoll. Aus dem Wasserhahn daneben fließt beständig ein kleines Rinnsal und ist auch mit roher Gewalt nicht abzudrehen.

Wir gehen nochmal raus zum Essen und besichtigen den Rest des Hostels, das direkt am Strand liegt. Das Rauschen des Meeres versöhnt uns etwas mit dem holprigen Start hier. 

Das Essen schmeckt mittelmäßig, aber dafür ist es relativ teuer. Wir beäugen die anderen Gäste des Hostels und stellen zwei Dinge fest: 80% sind weit unter 25 und mehr als die Hälfte davon Deutsche.

Wir diskutieren angeregt die Frage, woher junge Menschen gleich nach dem Abi die Kohle für einen Fidschiaufenthalt haben. Tatsächlich gehört das Land für Rudi und mich zu einer der teureren Destinationen auf unserer Reiseroute. Aber wahrscheinlich sind wir einfach nur neidisch.


Wir verziehen uns mit ein paar Prospekten auf unser Zimmer. Die nächsten zwölf Tage wollen geplant werden. Nach ausgedehnter Recherche in Broschüren und online sind wir jedoch immer noch nicht wirklich schlauer. Die angebotenen Optionen sehen für uns alle gleich aus und beinhalten einen Resortaufenthalt auf einer der über 300 kleinen Inseln des Landes. Abgesehen davon, dass das nicht die Art von Reisen ist, die wir machen wollen, und wir bereits bei dem Gedanken an einen reinen Strandurlaub beginnen uns zu langweilen, übersteigen die Preise der Resorts auf den Inseln auch bei Weitem unser Budget.


Wir beschließen, die Planung etwas zu vertagen. Im Internet haben wir ein gutes Angebot für ein nahegelegenes Hotel gefunden, das inklusive Frühstück sogar günstiger ist, als unsere bisherige Unterkunft. Wir sind schon auf dem Sprung und wollen nur kurz die Schlüssel abgeben, doch so schnell will uns die Rezeptionistin im Hostel nicht gehen lassen. Wir müssen noch unsere Rechnung für die letzten beiden Nächte bezahlen, meint sie. Haben wir schon bei Anreise, sagen wir. Es wird hin- und her diskutiert. Sie fragt, ob wir uns erinnern, wer das Geld entgegengenommen hat. Witzig. Die Frauen auf Fidschi sehen ungelogen alle gleich aus. Fast alle haben die gleiche Frisur, einen relativ kurz gehaltenen Lockenbob, die meisten sind relativ groß und ziemlich stämmig. Ich bin selbst keine kleine, zierliche Person, aber die durchschnittliche Fidschifrau könnte mich beim Judo mühelos von der Matte schubsen.


Schließlich werden wir gebeten, kurz auf dem Sofa Platz zu nehmen, sie müssen ein bisschen herumtelefonieren. Also warten wir mal wieder. Das fidschianische „kurz“ dauert deutlich länger als wir dachten. Nach einer geschlagenen Stunde kommt die Rezeptionistin dann aber doch, um sich zu entschuldigen. Die Sache ist nun geklärt, wir dürfen weiterziehen. Fiji Time.


Unsere neue Bleibe gefällt uns dafür dann doch ganz gut. Wir haben ein schönes Zimmer, einen großen Swimmingpool und eine gute Internetverbindung. Hier können wir es die nächsten Tage aushalten. Da das Hotel direkt am Flughafen liegt, können wir vom Balkon aus mehrmals täglich startende oder landende Flugzeuge beobachten. Zum Glück ist Nadi Airport nicht zu geschäftig, sodass sich der Lärm im Rahmen hält.

Zum Mittagessen machen wir einen Ausflug in die Stadt. Nadi ist, nach der Hauptstadt Suva, der zweitgrößte Ort der Hauptinsel Viti Levu und bietet, außer ein paar Restaurants und Supermärkten, nicht allzu viel mehr. Zumindest können wir auf dem Markt ein bisschen Obst einkaufen, was eine willkommene Abwechslung zur sonst sehr kohlenhydratreichen Nahrung des Landes ist. Da hier fast alles importiert werden muss, ist die Auswahl in den Supermärkten relativ beschränkt und besteht größtenteils aus lange haltbaren Dingen wie Reis, Kartoffeln in allen möglichen Variationen, und Konserven. Spam, also gepökeltes Fleisch aus der Dose, erfreut sich hoher Beliebtheit. Kein Wunder, dass ein großer Teil der Bevölkerung hier mit Übergewicht zu kämpfen hat.

 

Wir müssen Wäsche machen. Wie praktisch, dass unweit unseres Hotels eine kleine Wäscherei ist, die auf einer Tafel damit wirbt, für 5 Fidschi Dollar (ca. € 2,20,-) eine Ladung Wäsche zu waschen, zu trocknen und zu falten. Wir zahlen 10, da unsere zusammengewürfelte Dreckwäsche angeblich nicht in eine Waschladung passt. Auch noch ok. Am Abend sollen wir zum Abholen wiederkommen. Mache ich gerne, und bekomme einen Beutel mit einem feuchten, zusammengeknüllten Klamottenhaufen zurück. Wie war das mit Trocknen und Falten? So langsam entsteht in mir der Eindruck, dass die überall beworbene fidschianische Gelassenheit eher als ein Vorwand für Schludrigkeit und Unzuverlässigkeit genommen wird. Aber was weiß ich schon…

 

Was soll’s. Ich nehme das Elend dankend zurück und hänge es im Hotel über das Balkongelände. Da in unserer Unterkunft überdurchschnittlich viele Mitbürger indischer Herkunft urlauben, fällt unser Balkon nicht mal negativ auf. Die haben immer nasse Klamotten zum Trocknen draußen hängen. Sie springen nämlich, allen Verbotsschildern zum Trotz, gerne voll bekleidet in den Hotelpool. Und zwar täglich mit der gesammelten Sippschaft.

 

Um doch noch etwas mehr vom Land zu sehen, einigen Rudi und ich uns auf einen Kompromiss: Wir machen einen Halbtagesausflug mit dem Boot, auf dem wir uns ein paar der umliegenden kleinen Inseln anschauen, und fahren dann für zwei Tage zum Strandurlaub an die Coral Coast, eine schöne Sandküste im Süden der Hauptinsel Viti Levu. Gesagt getan.

 

 

Der gebuchte Bootsausflug beinhaltet auch Transfer vom Hotel zum Hafen und zurück. Tatsächlich werden wir pünktlich am verabredeten Treffpunkt abgeholt und zum Hafen im nahegelegenen Küstenörtchen Denarau gebracht, eine schöne Gegend, in der allem Augenschein nach wohl vor allem die besser betuchten Fidschireisenden verweilen. Wir trinken noch einen Kaffee am Bootssteg und dann geht die Fahrt auch schon los.

 

Hauptziel sind die Mamanucas, eine Gruppe von Koralleninseln südwestlich von Viti Levu. Nach circa einer halben Stunde Fahrt, erblicken wir die erste der Inseln. Tatsächlich ist das kleine Eiland sehr hübsch. Mit seinem goldenen Sandstrand, den Palmen und kleinen Strohhütten sieht es aus wie gemalt. Auch die anderen Inseln, die wir besichtigen, sind schön anzusehen, jedoch sind sie sich alle recht ähnlich und vor allem ziemlich klein. Für einen Strand- und Schnorchelurlaub sicherlich wundervoll, aber eben keine wirklichen Destinationen für abenteuersuchende Rucksackreisende.

Rudi und ich genießen unseren kleinen Ausflug und setzen uns nach Rückkehr am Hafen in den Bus, der uns zurück zu unserer Unterkunft bringen soll. Nach ein paar Kilometern Fahrt schmeißt uns der Busfahrer an der Hauptstraße raus. Die ca. zwei weiteren Kilometer bis zu unserem Hotel sind in unserer Buchung nicht inkludiert, meint er. Wir glauben eher, dass er einfach keine Lust hat, für uns nochmal extra in die Seitenstraße abzubiegen. Wie auch immer. Diskutieren bringt hier nichts. Alles was man als Erklärung bekommt, ist ein Schulterzucken. Schon klar… Fiji Time. Wir können einen Spaziergang sowieso gut vertragen und laufen den Rest der Strecke zu Fuß.


Am nächsten Tag fahren wir an die Coral Coast, wo wir planen zu schnorcheln, Kajak zu fahren und uns die fidschianische Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Das Wetter in Nadi war in den letzten Tagen ganz gut. Mal Sonne, mal Wolken, aber alles in allem nicht schlecht. Sobald wir jedoch in unserem Hotel am Strand ankommen, fängt es an zu regnen und hört für die nächsten zwei Tage auch nicht mehr auf. Eigentlich gefällt es uns ganz gut, an der Coral Coast. Der Strand ist schön, das Wasser klar, zwischen den Palmen aufgehängte Hängematten laden zum Relaxen ein. Doch Fidschi will es einfach nicht gut mit uns meinen.


Die letzten beiden Tage verbringen wir dann noch im Hotel am Flughafen, bevor wir die Weiterreise nach Samoa antreten. Unser Fazit nach 12 Tagen: Fidschi ist sicherlich eine schöne Destination für Strandurlauber. Für uns als Langzeitreisende war es jedoch mit das erste Reiseland, dem wir so gar nicht viel abgewinnen konnten. Obwohl die Fidschianer überall als freundliche und hilfreiche Menschen beschrieben werden, fanden wir viele Einheimische eher oberflächlich und hatten den Eindruck, dass Touristen einfach nur als Cash Cows betrachtet werden. Vielleicht hat es uns auch einfach auf dem falschen Fuß erwischt.


Wir freuen uns trotz Allem schon auf unser nächstes Ziel Samoa und verraten nur so viel: Im gleichen Maß wie uns Fidschi enttäuscht hat, wird uns Samoa positiv überraschen. Aber dazu bald mehr…

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