Ich war noch niemals auf Hawaii… (bis jetzt)

Hawaii hatten wir eigentlich nie wirklich auf dem Plan. Mein Wissen um den 50sten US-Staat beschränkte sich bis dato auf den gleichnamigen Toast, bzw. die Pizza, Paul Kuhns berühmten Schlager, in dem es darum geht, dass es dort kein Bier gäbe und die Idee, dass einem wo man geht und steht Blumenketten um den Hals gehängt werden. Von Honolulu habe ich als Kind lange Zeit geglaubt, dass es sich um einen erfundenen Begriff handle. Wie sich noch herausstellen wird, sind einige der eben genannten Assoziationen falsch.

Doch erstmal von vorn. Es ist nämlich so, dass so ziemlich alle Flüge aus der Südsee nach Mittelamerika über Hawaii fliegen. Und wenn man schonmal in der Ecke ist, kann man ja auch ein paar Tage da bleiben, haben wir uns gedacht. Aus Geld- und Zeitgründen beschränken wir uns diesmal aber nur auf die Hauptinsel Oahu. Und so kommt es, dass ich am 22. Mai 2015 um vier Uhr morgens das erste Mal Fuß auf amerikanischen Boden setze. Klingt zunächst aufregender als es ist, weil der Flughafen von Honolulu ist nämlich ehrlich gesagt ziemlich enttäuschend. Alt, ungemütlich und weit und breit kein WiFi Signal. Vor allem der Mangel an Letzterem wird uns bei der Ausreise noch so einigen Nerv kosten.


Zunächst einmal trinken wir aber standesgemäß einen Kaffee beim Starbucks und warten darauf, dass wir den ersten Bus Richtung Stadt nehmen können. Wir haben für die ersten Nächte eine Unterkunft etwas außerhalb der Stadt, nahe des Regenwalds gebucht. Bei Ankunft verfallen wir nach dem Nachtflug und der unmenschlichen Zeit seit der wir schon wach sind, erstmal in Tiefschlaf. Erst am Nachmittag treibt uns der Hunger aus dem Bett und zwingt uns dazu, uns auf den Weg zum Supermarkt zu bewegen, wo uns nach der Zeit in Fidschi und Samoa, angesichts der gigantischen Auswahl an Lebensmitteln, etwas der Kulturschock trifft.

Für jeden, der schon einmal in den USA war, ist das wahrscheinlich nichts Neues, doch ich als Amerika-Jungfrau bin schon ein bisschen beeindruckt von den vielen bunten Verpackungen in XXL Größen.


Am nächsten Tag erkunden Rudi und ich erstmal unsere nähere Umgebung. Im Hostel sagt man uns, dass sich nur einen 40-minütigen Fußmarsch entfernt ein schöner Wasserfall befindet. Der Weg führt an einem geschlossenen Eisentor vorbei, meint einer der Hostelmitbewohner, da müsse man einfach dran vorbeilaufen. Gesagt getan, machen wir uns auf die Socken und finden das Tor recht schnell. Wir zwängen uns vorbei, folgen dem Weg nach oben und befinden uns plötzlich auf einem verlassenen Bauernhof. Mitten auf dem Feld steht ein halb verrosteter Geländewagen, ein paar Meter weiter finden wir im Gebüsch ein zweites Auto. Weit und breit ist niemand zu sehen. Die Szenerie gleicht der eines Horrorfilms. "Hawaiian Chainsaw Massacre".


Plötzlich fängt es aus mehreren Richtungen wie wild an zu bellen und zu knurren, also nehmen wir die Beine in die Hand. Fehlt nur noch, dass uns gleich jemand mit der Schrotflinte entgegenkommt – in den USA wohl gar nicht mal so unwahrscheinlich. Wir gehen zurück zur Straße und versuchen es mit dem nächsten Tor. Der Erfolg ist ungefähr der gleiche. Das dritte Tor, an dem ganz dick „No Trespassing“ dransteht, wollen wir deshalb erst gar nicht mehr versuchen.

Also wieder zurück zum Hostel, nochmal nach dem Weg fragen, nochmal losmarschieren – das Dritte wäre wohl doch das Richtige gewesen. Wir zwängen uns am Tor mit dem dicken Hinweisschild vorbei und folgen dem Weg durch den Dschungel, der uns tatsächlich zu einem sehr schönen, verborgenen Wasserfall mit einem tollen natürlichen Schwimmbecken führt. Die Abkühlung haben wir uns verdient.

 

Nach ein paar Tagen im Inland beschließen wir, es uns mal richtig gut gehen zu lassen, und ziehen an den Waikiki Beach, Hawaiis bekanntesten Strandabschnitt. Von meinen wundervollen Ex-Kollegen habe ich zum Abschied einen Hotelgutschein für die Marriott Kette geschenkt bekommen, den wir hier nun endlich einlösen wollen. Nach den vielen Hostels, Holzhütten und anderen Absteigen in den letzten Monaten, ist ein bisschen Luxus nun genau das Richtige. An dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Dankeschön an meine Süßen von SThree.

 

 

Auch kulinarisch verwöhnen wir uns ein bisschen selbst. Burger, Pizza, Taccos und Steak… die Auswahl ist nach der langen Zeit mit Reis und frittiertem Hühnchen (Nationalessen auf Samoa und Fidschi) aber auch zu verlockend. Unser absolutes Highlight aber ist die Cheesecake Factory, ein Restaurant mit über 50 verschiedenen Käsekuchen auf der Karte. Mein Chocolate Chip Cookie Dough Cheesecake schmeckt schon ziiiemlich gut.

 

Waikikis Wahrzeichen ist der Diamond Head, ein Vulkankrater, von dessen Spitze aus man einen hervorragenden Rundumblick auf Honolulu und die umliegenden Strände und Berge hat. Es kostet ein bisschen Puste und Schweiß bei den sommerlichen Temperaturen von knapp unter 30 Grad, den Gipfel zu erklimmen. Dafür wird man oben aber von einem Wahnsinns-Ausblick überwältigt.

Was uns hier auf Hawaii wieder besonders auffällt, sind die vielen asiatischen Reisegruppen, insbesondere Chinesen und Japaner, die in speziell beschrifteten und asiatisch dekorierten Bussen quer über die Insel von einer Sehenswürdigkeit zur anderen gefahren werden. Kurz aussteigen, ein paar Fotos schießen – das Cliché des fotografierenden Japaners bestätigt sich auf unserer Reise um ein weiteres Mal.

Es ist Memorial Day, ein Tag an dem in den USA den vielen Kriegstoten, aber auch anderen verstorbenen Menschen gedacht wird. Zur Feier dieses Tages werden am Abend am Ala Moana Beach, einem weiteren Strandabschnitt in Honolulu, Laternen mit Botschaften an die verstorbenen Angehörigen ins Wasser gelassen.


Schon als wir gegen sieben Uhr abends im Park ankommen, sind dort tausende von Menschen, die auf Picknickdecken am Ufer sitzen. Wir finden noch einen Platz etwas abseits der Menge und haben einen wundervollen Blick auf den Sonnenuntergang hinter Honolulus Skyline.


Als es langsam dunkler wird, werden die ersten Laternen angezündet und ins Wasser gelassen. Stück für Stück füllt sich die dunkle Meeresoberfläche mit vielen kleinen Lichtern. Aus den Lautsprechern schallt sanfte buddhistische Musik. Trotz der vielen Menschen um uns herum hat der Augenblick etwas Magisches, Faszinierendes. Um das Meer nicht zu verschmutzen, werden die Laternen hinterher von freiwilligen Helfern auf Booten eingesammelt und die Menge löst sich langsam auf.
Am Tag darauf hören wir im Fernsehen, dass an der Zeremonie über 40.000 Menschen teilgenommen haben.

Dass Oahu mehr zu bieten hat, als nur Honolulu, haben wir schon beim Blick vom Gipfel des Diamond Head aus erahnen können. Nun mieten wir uns für einen Tag ein Auto, um die Insel weiter zu erforschen. Schon nach den ersten paar Kilometern müssen wir anhalten, weil die Aussicht einfach zu schön ist, um keine Fotos zu machen. Steile Felsenschluchten, unter denen das Meer türkisblau schimmert, kleine steinerne Inseln im Meer.


Weiter im Inland ragen grünbewachsene Berge vor uns auf. Jurassic Park wurde hier gedreht. Jeder der den Film gesehen hat, kann sich die Landschaft also ungefähr vorstellen. Weiter im Norden führt uns der Weg wieder an die Küste mit atemberaubend schönen, goldgelben Stränden. Trotz der vielen Touristen hat die Insel einfach einen unfassbaren Charme.

Wir machen Mittagspause in einem Burgerladen in einem kleinen Ort im Nordwesten, bevor wir uns gegen Nachmittag wieder auf den Rückweg quer über die Insel, vorbei an Ananansplantagen, nach Honolulu machen.


Nach neun Tagen auf Oahu ist unsere Zeit in Hawaii leider auch schon wieder vorbei. Unser Fazit: Honolulu ist nicht erfunden, es gibt mittlerweile Bier auf Hawaii und in über einer Woche wurde uns keine einzige Blumenkette umgehängt. Alles in allem hat es uns hier aber wirklich sehr gut gefallen. Gerne würden wir mal wiederkommen und dann auch die anderen Inseln des Staates besichtigen.


Der Flughafen ist am Tag unseres Abflugs immer noch genauso öde wie als wir angekommen sind. Beim Check-In will die Dame am Schalter gerne einen Nachweis von uns haben, dass wir unser nächstes Reiseziel auch wieder verlassen. Die Email über die Bestätigung des Segelturns von Panama nach Kolumbien reicht ihr dafür nicht, also müssen wir auf die Schnelle noch einen Flug buchen. Leichter gesagt als getan, wenn es auf dem gesamten Flughafengelände kein auffindbares Wifi-Signal und auch kein Reisebüro gibt. Die Flughafenmitarbeiter können uns da leider auch nicht weiterhelfen, also nimmt Rudi sein Ipad und fährt nochmal mit dem Bus zum nächstgelegenen McDonalds, um für uns einen Rückflug nach Deutschland zu buchen.


Nun steht es fest: am 7. September landen wir wieder in Frankfurt. Komisches Gefühl, schon das Ende unserer Reise in Sichtweite zu haben. Doch bis es soweit ist, bereisen wir noch einen neuen Kontinent. Südamerika wartet schon auf uns. Nächster Stopp: Panama.

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